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Angst

Angst ist ein normales, wichtiges Gefühl in Gefahrensituationen. Ein Übermaß an Angst hingegen lähmt uns. Panikattacken, generalisierte Ängste und gerichtete Phobien gehören zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Ängste sind oft erfolgreich behandelbar.

Wir hören uns Ihre Sorgen und Ängste aufmerksam an und suchen gemeinsam nach Lösungen!

Angststörungen

  • Generalisierte Angst
  • Panik
  • Agoraphobie
  • Spezifische Phobien
  • Soziale Angst
  • Trennungsangst
  • Selektiver Mutismus
  • Substanzbedinge Ängste (Alkohol , Drogen, Medikamente)
  • Hypochondrie
  • Sekundäre Ängste

„Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt, beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“

– Khalil Gibran – libanesisch-amerikanischer Poet

„Die Angst ist die andere Hälfte von Mut.“

– Reinhold Messner – Extremsportler

Erste Hilfe bei Angst

  • Im Intervall, wenn die Angst ihnen eine Atempause gönnt: Suchen Sie sich einen unterstützenden Kreis von Menschen, mit denen Sie sprechen können. Atmen Sie tief durch, erlernen und praktizieren Sie Meditationsverfahren. Strukturieren Sie ihren Tag. Spielen Sie Angstsituationen vor Ihrem geistigen Auge durch und versuchen Sie, dabei ruhig zu bleiben!
  • Hochsteigende Angst: Beobachten Sie genau, warum. Lenken Sie sich ab. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Bedrohungsgefühl keiner realen Gefahr entspringt. Atmen Sie tief durch!
  • Panikattacke: Es kann hilfreich zu sein, sich mit kaltem Wasser zu waschen. Auch ein Schrei kann befreien, gerne auch in ein Kissen herein. Schreien nimmt die Angst, denken Sie an einen Kämpfer vor der Schlacht oder eine Achterbahnfahrt. Machen Sie sich bewusst, dass kein Gefühl ewig anhält.  Die Angstattacke zieht sich zurück, wie eine Woge im Meer.
  • Nach der Angst: Durchatmen und erholen, der Körper braucht jetzt Regeneration. Belohnen Sie sich für die überstandene Prüfung mit einem Bad oder einem besonderen Essen. Reflektieren Sie, woher die Angstattacke kam und was daraus gelernt werden kann.

Krankheitsbild

Furcht ist eine der lebenswichtigen Basis-Emotionen. Sie geht als Reaktion auf eine unmittelbare Bedrohung mit körperlichen Veränderungen einher, die ein Lebewesen für eine „Flucht-, Kampf- oder Totstellreaktion“ vorbereitet, etwa wenn ein Raubtier gewittert oder ein gewalttätiger Feind erkannt wird. Puls und Blutdruck steigen, die Muskelspannung nimmt zu, die Wahrnehmung wird schärfer und enger etc. Ängste, Befürchtungen und Sorgen hingegen sind zukunftsorientierte, weniger stark ausgeprägte Ängste ohne die vollständige Angstreaktion.


Angsterkrankungen sind durch übermäßige Ängste und Befürchtungen gekennzeichnet.  Die Symptome sind so schwerwiegend, dass sie zu ausgeprägten Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen führen.


Als neuronales Substrat werden Regulationsstörungen im Netzwerk der präfrontalen Hirnrinde, der Inselrinde und des Mandelkerns (Amygdala) angesehen.


Angsterkrankungen sind sehr häufig. Meist beginnen sie in der Kindheit. Die Erblichkeit innerhalb einer Familie beträgt bis zu 50%. In denselben Familien kommt auch die Depression gehäuft vor. Tatsächlich sind Angststörungen und Depressionen eng miteinander verwandt. Chronische Ängste etwa führen sehr häufig in eine Depression oder in Mischbilder aus Angst und Depression.


Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Umweltfaktoren, welche die genetische Veranlagung zur Angsterkrankung vollends ausbrechen lassen, umfassen tatsächlich durchlebte, lebensbedrohliche oder anderweitig sehr stressbeladene Lebensereignisse.


Generalisierte Angststörung: Ausgeprägte Angstsymptome, die sich über Monate halten und mit allgemeiner Besorgnis („frei schwebende Angst“) oder übermäßiger Besorgnis einhergehen. Die Sorgen beziehen sich meist auf die Familie, die Gesundheit, die Finanzen, die Schule oder den Beruf. Hinzu kommen Muskelverspannungen, Unruhe, schneller Puls, hoher Blutdruck, vermehrtes Schwitzen, Nervosität, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit oder Schlafstörungen.


Panikstörung: Wiederkehrende, unerwartete Panikattacken mit intensivster Angst und Furcht, welche nicht auf Situationen beschränkt sind. Parallel bestehen Herzklopfen, Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Schwindel oder Benommenheit, Schüttelfrost, Hitzewallungen bis hin zur Todesangst. Darüber hinaus besteht eine anhaltende Besorgnis über das erneute Auftreten der Panik. Daraus folgt ein Vermeidungsverhalten und daraus eine erhebliche Einschränkung im Alltag.


Agoraphobie: Ausgeprägte, über Monate anhaltende, übermäßige Angst in Situationen, bei denen eine Flucht schwierig sein könnte oder keine Hilfe verfügbar ist, wie z. B. in Menschenmengen oder wenn man sich allein außerhalb des Hauses aufhält. Es besteht eine fast ständige Angst vor diesen Situationen und der möglicherweise ausgelösten Folgen wie Panikattacken, Errötung, Schwitzen oder als peinlich empfundene, körperliche Symptome. Die Situationen werden vermieden und nur in Anwesenheit einer Vertrauensperson, aufgesucht oder nur mit intensiver Furcht ertragen.


Spezifische Phobien: Übermäßige Furcht oder Angst, die nur bei spezifischen Objekten oder Situationen auftritt (z.B. Spinnenangst, Flugangst, Höhenangst, Angst in geschlossenen Räumen, Anblick von Blut oder Verletzungen). Die Angst steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr. Die phobischen Situationen werden gemieden oder nur mit intensiver Angst ertragen. 


Soziale Angst: Übermäßige Furcht oder Angst in sozialen Situationen. Kern ist die Angst, von anderen negativ bewertet zu werden. Solche soziale Situationen werden dann vermieden oder nur mit intensiver Angst ertragen.


Trennungsangst: Übermäßige Angst vor der Trennung von bestimmten Bezugspersonen, vor allem zwischen Kindern und Jugendlichen und Eltern oder anderen Familienmitgliedern. Die Angst geht über das hinaus, was entwicklungsmäßig als normal angesehen werden würde. Bei Erwachsenen stehen in der Regel ein Liebespartner oder die Kinder im Mittelpunkt.


Selektiver Mutismus: Anhaltende Selektivität beim Sprechen. Ein Kind kann typischerweise zu Hause gut und flüssig sprechen, typischerweise in der Schule hingegen kaum.


Substanzindizierte Ängste: Angstsymptome, die während oder kurz nach einer Intoxikation oder eines Entzugs auftreten. Als Beispiele dienen Alkohol, Cannabis, Opiate, Beruhigungsmittel, Kokain, Amphetamine, Halluzinogene, MDMA, Lösungsmittel, Anästhetika und sogar Koffein.


Hypochondrie: Ständige Sorgen, eine lebensbedrohliche Krankheit zu haben. Hierzu gehören auch übertriebene, gesundheitsbezogene Verhaltensweisen wie, z. B., wiederholtes Überprüfen des Körpers, übermäßiger Zeitaufwand für die Suche nach Informationen über die befürchtete Krankheit, wiederholtes Suchen nach Bestätigung, zahlreiche Arztbesuche bzw. auch Vermeiden tatsächlich wichtiger Arzttermine. Die Symptome führen zu erheblichem Leidensdruck.


Sekundäre Ängste: Quälende Ängste aufgrund eines Gesundheitszustands, der nicht unter psychische Störungen und Verhaltensstörungen fällt. Hierunter fällt z.B. die Angst vor Anfällen bei Epilepsie, Metastasen bei Krebs oder Atemnot beim Asthma.

Diagnostik

Insbesondere das ärztliche Gespräch dient der klaren Benennung und Erfassung der Angst, ihrer Ursachen und Folgen, sowie des Vermeidungsverhaltens und seiner Konsequenzen. Hierbei wird auch auf die körperliche Seite eingegangen. Wichtig sind unter anderem das Erfassen körperlicher Vorerkrankungen sowie die Sozial- und Familienanamnese. Zuweilen werden Fragebögen und Skalen zur Vertiefung genutzt. Zum Teil werden auch apparative Verfahren genutzt, um beispielsweise ein ängstlich bedingtes Herzrasen von einem Herzrasen bei einer Herzerkrankung unterscheiden zu können.

Wir helfen Ihnen dabei, Ihren eigenen Weg der Heilung zu beschreiten.

Therapie

Angsterkrankungen werden psychoedukativ, medikamentös und psychotherapeutisch behandelt.


Leichte Angstsymptome: Hier reichen oft supportive Gespräche und Diskussionen mit der Familie bzw. dem sozialen Umfeld aus, um die schlimmsten Beschwerden zu bessern. Empfohlen werden auch regelmäßiger Sport und Mediation. Vorsicht ist geboten bei Nikotin, Alkohol, Benzodiazepinen und Cannabis. Diese dämpfen die Angst erstmal, um sie später noch stärker zurückkehren zu lassen. Angst kann somit ein Einstieg in eine Suchterkrankung sein. Auch vor übermäßigem Koffeingenuss muss hier gewarnt werden. Teilweise setzen wir pflanzliche Mittel ein, die leicht beruhigend wirken, etwa Lavendel, Passionsblume oder Baldrian.


Schwerere Ängste: Bei ausgeprägteren Ängsten kommen neben den genannten Allgemeinmaßnahmen auch Psychopharmaka und die Psychotherapie zum Einsatz. In unserer Praxis werden nur wenige langfristig angelegte Psychotherapien durchgeführt, allerdings regelmäßige supportive Gespräche sowie kurze und fokussierte therapeutische Einzel- und demnächst auch Gruppengespräche.



Die Pharmakotherapie der Angsterkrankungen ähnelt in vieler Hinsicht derer der Depression: Die Medikamente wirken durch ihren Einfluss auf Neurotransmitter im Gehirn, vor allem auf das Serotonin, Noradrenalin und Adrenalin. Sie helfen, innerhalb einiger Wochen das Gleichgewicht in den neuronalen Netzwerken wiederherzustellen. Einige wirken eher müde machend und schlafanstoßend, so dass Betroffene endlich wieder entspannt ein- und durchschlafen können. Andere machen eher wach und wecken den Tatendrang. Insgesamt sind es recht sichere Medikamente, dennoch sind Nebenwirkungen und Risiken zu beachten.


„Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren“ (SSRI): Citalopram, Escitalopram, Sertralin, Paroxetin. Sie wirken eher antriebssteigernd. Tyxpische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Schlafstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, Durchfälle, Schwitzen und Kopfschmerzen.


Selektive Noradrenalin Reuptake Inhibitoren (SNRI): Venlafaxin, Duloxetin. Sie haben ähnliche Nebenwirkungen wie SSRI, zusätzlich können sie auch den Blutdruck steigern.


Trizyklika: Clomipramin ist ein älteres Antidepressivum mit Zulassung im Angstbereich.


Cacliummodulatoren: Pregabalin beeinflusst Calciumkanäle der Nervenzellen. Sie wirken angstlösend und schlafanstoßend, weisen dabei aber ein deutlich geringeres Abhängigkeitspotential als Benzodiazepine auf. Es kann müde und schwindlig machen, außerdem den Appetit steigern.


Buspiron ist ein rein gegen Ängste zugelassenes Medikament, das eher seltener verwendet wird. Zu den Nebenwirkungen gehören Schwindel, Übelkeit und Schlafstörungen.


Benzodiazepine sind eine besonders wirksame Gruppe von Medikamenten, die binnen Minuten nach Einnahme auch starke Ängste stoppen, indem sie an den GABA-Rezeptor im Gehirn binden. Daneben wirken sie einschläfernd und krampflösend. Die rasche und angenehme Minderung von Angst- und Anspannungszuständen kommt allerdings mit dem Preis, dass sie ein starkes Sucht- und Abhängigkeitspotential aufweisen. Außerdem können sie, besonders im Alter, zu Gedächtnisstörungen und zu Stürzen beitragen. Aufgrund dieser Nebenwirkungen empfehlen wird bedarfsweise bei sehr schweren Angstzuständen nur in Ausnahmefällen den Einsatz von Benzodiazepinen. Ein nicht unerheblicher Anteil der psychiatrischen Arbeit besteht ja gerade darin, Menschen aus der Benzodiazepinsucht heraus zu helfen! Eher verwenden wir daher etwa das niederpotente Neuroleptikum Promethazin.



Quellen
Giacobbe P., Flint A.  Diagnosis and Management of Anxiety Disorders. Continuum: Behavioral Neurology and Psychiatry. 893-919June 2018, Vol.24, No.3

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