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Aufmerksamkeits-Störungen

Aufmerksamkeit regelt die Zuweisung der beschränkten Bewusstseinsressourcen. Viele Erkrankungen können sie einschränken. Eine Sonderstellung hat das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS). Es beginnt meist in der Kindheit und währt bei ~50% der Betroffenen fort ins Erwachsenenalter. Oft wird es auch erst hier erkannt. Vielfältige Behandlungsoptionen ermöglichen Betroffenen heute ein erfülltes Leben.

Zum Teil lassen sich aus Schwächen bei der Aufmerksamkeit sogar Stärken machen!

Folgende Formen werden unterschieden:

  • Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
  • Vorwiegend unaufmerksames Erscheinungsbild
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsives Erscheinungsbild

“Als Kind wusste ich nicht, was mit mir los war. Als Erwachsener lernte ich, meine Symptome zu akzeptieren. Man sollte nicht zu verlegen sein, zum Arzt zu gehen, wenn die Probleme fortbestehen. Erinnere dich daran, dass du nicht alleine bist. Es gibt andere, die das Gleiche durchmachen.”

– Adam Levine – Sänger, Gitarrist und Schauspieler

“Es ist nichts Beschämendes daran,  ADHS zu haben und Medikamente dafür zu nehmen. Ich habe keine Furcht davor, das anderen zu sagen.”

– Simone Biles – Olympiasiegerin

So vermeiden Sie Fehler

  • Schreiben Sie sich Termine, Aufgaben und Projekte in Listen oder Apps auf.
  • Schaffen Sie morgendliche und abendliche Rituale zur Tagesorganisation und Beruhigung.
  • Schaffen Sie einen aufgeräumten Schreibtisch mit griffbereiten Utensilien und Unterlagen.
  • Schaffen Sie sich “Bitte nicht Stören” Zeiten, insbesondere das Handy sollte dann aus sein!
  • Gönnen Sie sich kurze, mit Stoppuhr versehene Pausen, in denen sie die Gedanken mal schweifen lassen können.
  • Vermeiden Sie Situationen mit Zeitdruck, Schlafmangel, Hunger, Lärm und anderen Faktoren, die fehleranfällig machen.
  • Erklären Sie anderen ggf. Ihre Situation und nehmen Sie Rücksicht auf andere.
  • Haben Sie betroffene Kinder? Nehmen Sie an Elternkursen teil.

Krankheitsbild

ADHS und ADS sind keine Mode-Diagnosen, wie oft behauptet wird. Obgleich kein Schwerpunkt unserer Praxis, möchten wir sie hier gesondert behandeln – auch damit Betroffene sich besser auf das eine Thema konzentrieren können.


ADHS betrifft bis zu 5% der Schulkinder, wobei Jungen häufiger als Mädchen betroffen sind. Die Störung wächst sich nur in etwa 50% der Fälle komplett aus, so dass bei 2-3% der Erwachsenen weiterhin ADHS feststellbar ist. Mit den steigenden Anforderungen im Erwachsenenalter nimmt der Leidensdruck oft erst recht zu. ADHS tritt vor dem 12. Lebensjahr auf, meist sogar vor dem 7. Lebensjahr. Ein erst spät auftretendes ADHS kann auf eine neue Hirnerkrankung hinweisen. Es kommt über einen längeren Zeitraum (>6 Monate) und in mehreren Situationen des täglichen Lebens (Familienleben, Schule, Arbeit) zu einer Reihe von Symptomen, welche situationsübergreifend zu Problemen führen.



Aufmerksamkeitsstörung:

  • Mangelnder Blick aufs Detail, Flüchtigkeitsfehler.
  • Schwierigkeiten, bei der Arbeit, bei Schulaufgaben oder im Spiel längere Zeit aufmerksam zu bleiben.
  • Scheint nicht zuzuhören, wenn man direkt angesprochen wird.
  • Schwierigkeiten, Anweisungen zu folgen oder Aufgaben zu Ende zu bringen.
  • Schwierigkeiten, Aufgaben und Tätigkeiten zu organisieren.
  • Vermeidung von Aufgaben, die eine hohe geistige Anstrengung über einen langen Zeitraum erfordern.
  • Verlieren von Dingen, die notwendig für Schulaufgaben oder Arbeitstätigkeiten sind.
  • Leichte Ablenkbarkeit.
  • Vergesslichkeit bei täglichen Aktivitäten



Hyperaktivitäts- und Impulsivitätssymptome:

  • Zappeln mit Händen oder Füßen, Winden.
  • Unfähigkeit, längere Zeit auf dem Stuhl sitzen zu bleiben.
  • Herumlaufen oder klettern, wo solch eine Aktivität nicht angebracht ist
  • Schwierigkeiten, leise zu spielen.
  • Ständig in Bewegung, wie von einem Motor angetrieben.
  • Übermäßiges Sprechen.
  • Herausplatzen mit der Antwort, noch bevor der Fragesatz beendet ist
  • Schwierigkeit zu warten, bis man an der Reihe ist.
  • Unterbrechen oder Stören von anderen.
Die Einschränkungen führen dazu, dass Betroffene zum einen unter ihrem schulischen, akademischen oder karrieremäßigem Potential bleiben. Zum anderen ecken sie in sozialen und familiären Beziehungen häufig an, was zu Ausgrenzung und Einsamkeit führen kann. Die Kombination aus einem Erleben des Scheiterns in schulischen oder beruflichen Situationen und wiederholten Enttäuschungen und Ausgrenzungserfahrungen in der Familie und im Freundeskreis birgt die Gefahr sekundärer psychischer Probleme, welche dann oft einen deutlich höheren Leidensdruck mit sich bringen als das ADHS selbst. Hierzu gehören Angst, Depression, Sucht und Gesetzeskonflikte. Auch körperliche Erkrankungen sind bei einem unbehandelten ADHS häufiger. Menschen mit ADHS sind ca. dreimal häufiger in schwere Unfälle mit Verletzungen verwickelt als andere. Rauchen, problematischer Alkohol- und Drogengebrauch sind ebenfalls häufiger.

ADHS ist zu einem hohen Anteil erblich und findet sich deutlich gehäuft in Familien. Andere Faktoren, welche ADHS auslösen können sind der Gebrauch von Alkohol, Tabak und Drogen in der Schwangerschaft, Komplikationen der Schwangerschaft oder Geburt sowie Verletzungen des Gehirns oder der Seele während der Kindheit. Bei den betroffenen Kindern findet sich eine verlangsamte Reifung des Gehirns im Vergleich zu Altersgenossen. Mit 10 oder 11 Jahren holen ADHS-Kinder dann jedoch meist auf.


Diagnostik

Im ärztlichen Gespräch werden aktuelle und biografische Details erhoben. Die Grenzen zwischen einem gewissen Grad an normaler “Schusseligkeit” oder “Träumerei” und einem handfesten ADHS sind teils fließend. Der Eindruck anderer nahestehender Personen, zählt hier auch. Eine angehörige Begleitperson sollte ggf. bei einem zweiten oder dritten Termin anwesend sein. Das Mitbringen z. B. alter Grundschulzeugnisse als Fotokopie zur Sichtung für den Arzt kann außerordentlich wertvoll sein. Auch Berichte aus Ihrer Kinderarztpraxis sind hilfreich.


Um klare Grenzen zwischen noch gesunden oder eindeutig krankhaften Ausprägungen der Ablenkbarkeit und Konzentrationsfähigkeit zu ziehen, werden bei Bedarf neuropsychologische Testverfahren eingesetzt.


Eine apparative Zusatzdiagnostik wird eventuell dann notwendig, wenn sich Hinweise auf eine symptomatische Ursache finden (z.B. ein spätes Auftreten der Symptome oder Auffälligkeiten in der körperlichen Untersuchung).


Sich auf das wesentliche zu fokussieren fällt Menschen mit ADHS ungeheuer schwer. Wir arbeiten mit Ihnen daran!

Therapie

Die Therapie umfasst psychoedukative Maßnahmen (Aufklärung über den Ursprung und Umgang mit der Störung) ebenso wie medikamentöse und psychotherapeutische Maßnahmen. Letztere können wir derzeit in unserer Praxis nicht anbieten.


In der medikamentösen Therapie werden insbesondere Stimulantien angewendet (z.B. Methylphenidat, Amphetamin und Lisdexamfetamin). Diese Substanzen stehen unter dem Betäubungsmittelgesetz, da sie missbräuchlich angewendet werden können. Alternativ kommen stimulierende Substanzen mit Verwandtschaft zu den Antidepressiva zum Einsatz (Atomoxetin und Guanfacin). Begleiterkrankungen wie eine Depression werden konsequent mit behandelt.

Quellen
Schachar R. ATTENTION DEFICIT HYPERACTIVITY DISORDER IN CHILDREN, ADOLESCENTS, AND ADULTS. Continuum. Childhood Neurologic Disorders in Adulthood p. 78-97. December 2009, Vol.15, No.6

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Hilfe und Selbsthilfe

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Infoportal ADHS
ADHS-Deutschland e.V.
Selbsthilfe Köln

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