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Funktionelle Störungen

Funktionelle Störungen werden auch als psychogene, nicht organische, somatoforme, dissoziative und Konversions-Störungen bezeichnet. Mit Simulation haben sie hingegen nichts zu tun. Da sie vielfältige Symptome und Zeichen aufweisen, sind sie nicht immer leicht von anderen neurologischen Erkrankungen zu unterscheiden. Sie sind oft heilbar.

Funktionelle Beschwerden sind keine eingebildeten Krankheiten! Sie sind genauso behandlungsbedürftig wie alle andere Erkrankungen auch. Wir helfen Ihnen dabei, Ihren persönlichen Weg der Heilung zu beschreiten.

Folgende Formen werden unterschieden:

  • Dissoziative Störungen: Amnesie, Fugue, Stupor, Trance- und Besessenheitszustände, Bewegungsstörungen, Psychogene nicht epileptische Anfälle, Empfindungsstörungen.
  • Somatoforme Störungen: Somatisierungsstörung, somatoforme autonome Funktionsstörung, Hypochondrie, anhaltende Schmerzstörung.
  • Reizdarmsyndrom.
  • Chronisches Fatigue Syndrom.
  • Fibromyalgie.

Psychosomatische Krankheiten sind das Mitleid des Körpers mit den Qualen der Seele.

– Prof. H.-J. Quadbeck-Seeger – Chemiker.

Tipps zum Verhalten

  • Konzentrieren Sie sich auf das, was sie gut können, z.B. im Sport und im Beruf.
  • Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung.
  • Fokussieren Sie sich auf Ihre gesunden Seiten.
  • Seien Sie stolz auf Ihre Fortschritte.
  • Regelmäßige Bewegung in der Natur kann sehr hilfreich sein.
  • Machen Sie sich klar: Funktionelle Störungen sind keine Einbildung oder Simulation sondern reale, behandelbare Erkrankungen mit  vielfältigen biopsychosozialen Ursachen !

Krankheitsbild

Funktionelle Störungen gehören zu den häufigsten Vorstellungsgründen in nervenärztlichen Praxen und Kliniken. Sie werden auch als psychosomatische Störungen bezeichnet. Sie sind durch körperliche Symptome gekennzeichnet, wobei ausschließlich die Funktion, nicht aber die Struktur des Nervensystems eingeschränkt ist. Neben biologischen Faktoren spielen vor allem auch psychologische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle.



Wir unterscheiden drei Phasen:


1.) Prädisposition: Es besteht eine innere Veranlagung Hierzu gehören körperliche Vorerkrankungen (biologische Faktoren), Kindheitserfahrungen, psychische Probleme, Vorstellungen über Gesundheit und Krankheit, Einschränkungen im Alltag  (psychologische Faktoren) sowie im  familiären und sozialen Umfeld (soziale Faktoren).


2.) Präzipitation: Die Krankheit wird ausgelöst in einer bestimmten Lebenssituation. Oft geschieht dies im Zusammenhang mit einer körperlichen Krankheit (biologische Faktoren), einer sehr stressigen Lebensphase (psychologische Faktoren) oder einschneidender Veränderungen der familiären oder sozialen Situation, z.B. Heirat, Geburt eines Kindes, Umzug in eine neue Stadt, Veränderungen im Arbeitsverhältnis, Tod eines Angehörigen etc. (soziale Faktoren).


3.) Perpetuierung (Aufrechterhaltung): Die Krankheit hört nicht auf sondern hält an oder schreitet fort. Auch hier können sowohl biologische Faktoren (etwa durch Chronifizierung einer Fehlhaltung oder durch Schäden im Rahmen medizinischer Eingriffe), psychologische Faktoren (etwa durch zunehmende Frustration, Angst und Verzweiflung, dass es nicht vorwärts geht), als auch soziale und finanzielle Faktoren die Ursache für die Aufrechterhaltung von funktionellen Störungen sein (etwa Zuwendung oder Ablehnung durch Angehörige, Vor- und Nachteile bei der Arbeit und nicht zuletzt auch finanzielle Aspekte wie bei Renten und Versicherungszahlungen).



Im Gehirn ließen sich in wissenschaftlichen Studien Veränderungen der Durchblutung und elektrischen Aktivität in neuronalen Netzwerken nachweisen, welche wesentlich sind für die Körperwahrnehmung, körperliche Reaktionen auf den emotionalen Zustand und für die sensorische Dämpfung (z.B. im Cingulum, der Stirnrinde und im Scheitellappen). Eine normale Reaktion der sensorischen Dämpfung ist, z.B., dass wir zwar durch andere gekitzelt werden können, uns aber kaum selbst kitzeln können. Solche Dämpfungsreaktionen gegenüber inneren Empfindungen geraten bei funktionellen Störungen aus dem Gleichgewicht.



Von funktionellen Störungen ganz klar abzugrenzen ist das Phänomen der Simulation. Die psychischen und sozialen Faktoren der Störung arbeiten überwiegend unbewusst und ohne Absicht.

Diagnostik

Sehr wesentlich sind das ärztliche Gespräch und die körperliche Untersuchung. Hier lassen sich meist bereits die wichtigsten Hinweise auf eine funktionelle neurologische Störung finden. Mittels apparativer Zusatzdiagnostik sollen biologische Faktoren der Entstehung identifiziert und alternative, biologische Ursachen ausgeschlossen werden.


Wichtig kann es auch sein, bereits erhobene Vorbefunde zu sichten. Das Auftreten immer neuer, körperlicher Symptome in Verbindung mit entsprechenden medizinischen Untersuchungen und wiederholten, negativen Ergebnissen gehört tatsächlich zu den Diagnosekriterien.

Arzt sein, bedeutet aus biologischen, sozialen und psychologischen Elementen ein stimmiges Ganzes zu formen.

Therapie

Unbehandelte, funktionelle Störungen neigen dazu, sich zu verschlimmern. Sie sind kein Zeichen einer charakterlichen Schwäche, sondern ernst zu nehmende Erkrankungen. Sie sind glücklicherweise oft heilbar. Der Weg zur Heilung ist dabei nicht selten lang, anstrengend und verworren. Wir helfen Ihnen dabei, sich nicht zu verirren.


Sport, Meditations- und Entspannungsmaßnahmen reduzieren den inneren Druck. Eine Psychotherapie kann helfen, die Erkrankung und die pepetuierenden Lebensumstände besser zu verstehen und alternativen Verhaltensweisen zu finden. Sie helfen Ihnen, einen Ausweg aus dem Teufelskreis von Stress, körperlichen Symptomen, hierdurch wiederum neu ausgelöstem Stress usw., zu finden. Unsere Praxis selbst führt derzeit keine derartige Psychotherapie durch. Sie hilft Ihnen aber gerne bei der Vermittlung eines Platzes. Auch das Trainieren der verlorenen Funktionen ist wichtig. Bei Bewegungseinschränkungen kann etwa der Physiotherapie und dem Sport oder bei Schluckstörungen der Logopädie, eine wichtige Bedeutung zukommen. Psychopharmaka dienen zur Überbrückung der Beschwerden, bis die anderen Maßnahmen ihre Wirkung zeigen und sich die Selbstheilungskräfte des Körpers entfalten können.



Quellen
Stone J, Carson A., Functional Neurologic Disorders. Continuum. Behavioral Neurology and Neuropsychiatry p. 818-837June 2015, Vol.21, No.3

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Hilfe und Selbsthilfe

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Deutsche Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e.V.
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.
Guide for Functional Neurological Disorders.

Downloads

"Not There" Graphic Novel zu dissozialtiven Anfällen
Mit Fibromyalgie leben lernen
"Tame the Beast" Film (OmU)