Training, gesunde Ernährung, der Verzicht auf das Rauchen und die Kontrolle der Kreislauf-Risikofaktoren sind wichtig in der Vor- und Nachsorge des Schlaganfalls.
Schlaganfall, Blut & Gefäße
Kommt der Blutfluss zum Gehirn aufgrund einer Blutung oder eines Gerinnsels zum Stillstand, entsteht ein Schlaganfall. Dieser Notfall wird im Klinikum behandelt. Wir widmen uns der Vorsorge gegen neue Durchblutungsstörungen und der Nachsorge, um die Folgen stattgehabter Schlaganfälle erträglich oder gar vernachlässigbar zu machen.
Training, gesunde Ernährung, der Verzicht auf das Rauchen und die Kontrolle der Kreislauf-Risikofaktoren sind wichtig in der Vor- und Nachsorge des Schlaganfalls.
Erkrankungen gehören in diesen Bereich:
Ischämischer Schlaganfall (Hirn-Infarkt)
Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)
Sinus- / Hirnvenenthrombose
Gefäßmissbildungen
Alarmzeichen des akuten Schlaganfalls:
Wir sind nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus sofort wieder für Sie da!
Vorsorge
Konsequente Behandlung der modifizierbaren Risikofaktoren:
Krankheitsbild
Der Schlaganfall ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Pro Jahr treten in Deutschland 270.000 neue Schlaganfälle auf, davon in Köln ca. 3000. Hierzulande lebten 2021 ca. 1,3 Millionen Menschen mit den Folgen eines Schlanganfalls, Tendenz steigend. Schlaganfälle sind die häufigste Ursache einer Behinderung im Erwachsenenalter und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Bis zu 90% der Schlaganfälle werden durch behandelbare Risikofaktoren ausgelöst. Wie kommt es dazu?
Das Gehirn ist das Organ, welches in Ruhe den höchsten Sauerstoff- und Energieverbrauch im Körper aufweist. Es ist daher sehr gut durchblutet. Wird die Durchblutung des Gehirns unterbrochen, kommt es sehr rasch zu Funktionsausfällen. Halten diese nur einige Minuten an, überlebt das betroffene Hirngewebe. Es kann aber bis zu 24 Stunden dauern, bis es wieder vollständig funktioniert. Man spricht von einer transienten, ischämischen Attacke (TIA). Dauert die Durchblutungsstörung hingegen länger an, sterben Hirnzellen ab. Dies nennt man einen Hirninfarkt oder auch ischämischen Schlaganfall. Ischämie bedeutet, dass das Gewebe nicht richtig durchblutet wird. Die wichtigsten Ursachen hierzu sind Verstopfungen der das Gehirn versorgenden Schlagadern (Arterien) durch Blutgerinsel oder andere feste Bestandteile, die sich weiter stromaufwärts, z.B. im Bereich der Halsschlagader (Carotis), Hauptschlagader (Aorta) oder im Herzen selbst bilden. Darüber hinaus werden sie durch den Blutstrom stromabwärts in die sich, in Richtung Schädel, immer weiter aufteilenden und dabei dünner werdenden Verästelungen verschleppt. Jeder dieser Verästelungen versorgt andere Teile des Gehirns. Je nach minderdurchbluteter Hirnregion treten andere Symptome auf.
Folgende Erkrankungen führen am häufigsten zu TIA und Hirninfarkten:
Neben den oben aufgeführten, ischämischen Schlaganfällen spielen auch Blutungen, eine wichtige Rolle. Man nennt sie auch hämorrhagische Schlaganfälle. Bei diesen reisst ein Blutgefäß auf und Blut strömt in das weichere, umliegende Gewebe. Dieses wird durch den Druck des Blutes eingeengt, Gleichzeitig wird die Durchblutung im versorgten Gebiet stromabwärts unterbrochen.
Die häufigsten Formen der Hirnblutungen sind:
Alle genannten Blutungen können durch Hirnverletzungen, etwa bei Stürzen ausgelöst werden. Zuweilen treten sie aber auch spontan und ohne Vorwarnung auf. Bei der intrazerebralen Blutung geht meist ein Bluthochdruck voraus, der das Gefäß verschlissen hat. Es gibt jedoch auch eine Reihe angeborener Gefäßmissbildungen, welche sich erst in dem Moment bemerkbar machen, in dem sie aufreissen. Entdeckt man diese Veränderungen frühzeitig, kann ein solches Aufreissen ggf. duch eine chirurgische oder radiologische Behandlung verhindert werden.
Zu den intrazerebralen Blutungen zählen:
Neben Arterien, welche frisches Blut zum Gehirn führen, finden wir natürlich auch Venen, die das verbrauchte Blut wieder abführen. Mehrere Venen vereinen sich in größeren Hohlräumen, Sinus genannt.
Alle genannten Erkrankungen verursachen teils schwere Krankheitsbilder, die auf spezialiserten Schlaganfallstationen im Krankenhaus behandelt werden. Hiernach ist oft eine Rehabilitation notwendig. Diese regt benachbarte, gesunde Hirnanteile an, sich neu zuvernetzen. Die verlorene Funktion kann dann teilweise von diesen anderen Hirnteilen übernommen werden.
Diagnostik
Anhand des ärztlichen Gesprächs und körperlicher Untersuchungsbefunde wird festgestellt, welche Funktionsausfälle vorliegen. Diese folgen bekannten Mustern, welche Neurologen durch ihre Kenntnisse der Neuroanatomie den Beschwerden zuordnen können. Typische Beispiele sind:
Um nachzuweisen, wo der Schaden tatsächlich liegt, wie groß er ist und ob es sich um eine Blutung oder eine Ischämie handelt, werden bildgebende Verfahren genutzt, welche die Struktur des Gehirns darstellen, vor allem die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie. In der Akutsituation, also unmittelbar nach Beginn der Beschwerden, sind dies die wichtigsten Untersuchungen. Sie erfolgen in der Regel in der Notaufnahme des Krankenhauses.
Zur Darstellung des Blutflusses wird von uns Neurologen ergänzend insbesondere ein Ultraschallgerät mit Doppler- und/oder Duplexfunktion genutzt. Dies ist auch nach einem Schlaganfall in regelmäßigen Abständen sinnvoll, um die Wiederholungsrisiken einschätzen zu können. In unserer Praxis verfügen wir hierfür über hochwertige und leistungsfähige Ultraschallgeräte. Ergänzend kommen zuweilen Untersuchungen der Hirnströme (EEG) oder andere neurophysiologische Verfahren zum Einsatz.
Auch der Inneren Medizin und Kardiologie kommt in der Schlaganfallmedizin eine große Rolle zu: Mittels Elektrokardiographien (EKG) und Ultraschalluntersuchungen wird untersucht, ob das Herz selbst die Quelle des Schlaganfalls ist.
Mit Laboruntersuchungen kann, z.B., die Gerinnungsleistung des Blutes überwacht werden.
Schlaganfall-Diagnostik ist somit echte, interdisziplinäre Teamarbeit.
Leben verlängern, Behinderung erträglich machen, Leid verhindern – dies treibt uns Tag für Tag an.
Therapie
Der akute Schlaganfall wird im Krankenhaus behandelt. Gelingt es, den Erkrankten rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen, kann z.B. ein Blutgerinnsel durch Medikamente aufgelöst oder durch Neuroradiologen mechanisch entfernt werden. Auch können Blutungen durch neurochirurgische oder radiologische Maßnahmen gestoppt werden. Verengte Gefäße werden teils durch Gefäßchirurgen operiert, Gefäßentzündungen mit Kortisoninfusionen gedämpft usw. Auf speziellen Schlaganfallstationen werden der Blutdruck und Blutzucker optimal überwacht. Je nach Ausmaß der Schäden folgt eine stationäre oder ambulante Rehabilitationsbehandlung mit intensiver neurologischer Betreuung sowie Krankengymnastik, Logopädie, Ergotherapie und neuropsychologischer Therapie. Diese Maßnahmen können die Genesung ungemein fördern.
Nach der Entlassung aus der Rehabilitation fängt für viele Betroffene ein weiterer, schwieriger Teil der Gesundung an: Der Wiedereinstieg in ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Ob dieses zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung stattfindet – sinnvoll ist in den allermeisten Fällen eine Fortführung der Krankengymnastik und weiteren rehabilitativen Maßnahmen.
Bereits im Krankenhaus beginnt außerdem eine Optimierung des Rückfallrisikos. Bei allen Formen des Schlaganfalls kommt der Kontrolle der Riskofaktoren eine hohe Bedeutung zu. Diese sind insbesondere: Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, erhöhte Blutfette, Nierenkrankheiten, Übergewicht, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum.
Erneute, ischämische Schlaganfälle und Thrombosen lassen sich oft durch so genannte „Blutverdünner“ wirkungsvoll verhindern. Gemeint sind hiermit Thrombozytenaggregationshemmer, welche die Gerinnungszellen hemmen (bei arterioarteriell-embolischen Schlaganfällen) und Gerinnungshemmer, welche die im Blut gelösten Gerinnungfaktoren hemmen (bei kardioembolischen Infarkten).
Thombozytenaggregationshemmer hindern die Thrombozyten daran, neue „weiße Blutgerinnsel“ vor allem in den Arterien zu bilden. Die wichtigsten Vertreter sind Acetylsalizylsäure (ASS) und Clopidogrel. Auch vorübergehende Kombinationen sind möglich, ASS auch dauerhaft in Kombination mit Dipyridamol.
Gerinnungshemmer hintern lösliche Faktoren des Blutes daran, neue „rote Blutgerinnsel“ vor allem in den Venen und Herzkammern zu bilden. Hierzu gehören Phenprocoumon und Warfarin als Klassiker, welche die Blutgerinnung über Blockade des Vitamins K stören. Neuere Substanzen gehen einen anderen Weg. Hierzu gehören Dabigatran als Faktor-II-Hemmer sowie Rivaroxaban, Edoxaban und Apixaban als Faktor-X-Hemmer.
Wichtig sind regelmäßige neurologische Nachkontrollen. Wir helfen Ihnen zum einen, erneute Schlaganfälle zu verhindern. Zum anderen unterstützen wir Sie dabei, in Ihre neue Rolle als Schlaganfall-Überlebender zu finden und sich hier Stück für Stück Lebensqualität zurück zu erkämpfen. Die seelischen und sozialen Folgen der Erkrankung werden dabei in hohem Maße mit berücksichtigt. Dabei arbeiten wir eng mit anderen Fachbereichen zusammen.
Schlaganfalltherapie ist echte Teamarbeit!
Quellen
Continuum. Cerebrovascular Disease. April 2020, Vol.26, No.2
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Hilfe und Selbsthilfe
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