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Infektionen

Das Nervensystem ist gegen Erreger gut abgeschirmt, dennoch können Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten es zuweilen erreichen. Schwerere Infektionen, z.B. Hirnhaut-Entzündung, werden im Krankenhaus behandelt. Die Nachsorge erfolgt dann bei uns, z.B. bei anhaltenden Schmerzen nach einer Gürtelrose.

Fieber, stärkste Kopfschmerzen, Übelkeit und Verwirrung sind Alarmzeichen für eine Hirnhautentzündung, die im Krankenhaus behandelt werden sollte.

Neuroinfektiöse Erkrankungen

  • Meningitis: Hirnhautentzündung.
  • Enzephalitis: Hirnentzündung.
  • Abszesse und Empyeme: Vereiterungen.
  • Myelitis: Rückenmarksentzündung.
  • Radikulitis: Wurzelentzündung.
  • Neuritis: Nervenentzündung.
  • Post- und parainfektiöse Störungen: z.B. Long-Covid, Lähmungen u.a.
  • Bakterien: Pneumokokken- und Meningokokken, Borreliose, Diphterie, Syphilis, Tuberkulose, Lepra, Tetanus, Botulismus.
  • Viren: Herpes, Gürtelrose, FSME, Masern, Kinderlähmung, HIV, Hepatitis-Viren, Tollwut.
  • Parasiten: Toxoplasmose, Cysticerkose (Schweinebandwurm), Amöben u.a.
  • Pilze: Kryptokokken, Aspergillose u.a.
  • Prionen: BSE u.a.

„Meine Herren, das letzte Wort haben die Mikroben.“

 Louis Pasteur – Pionier der Mikrobiologie

„(…) die kleinsten, aber gefährlichsten Feinde des Menschengeschlechts (…)“

Robert Koch – Pionier der Infektionsforschung

Vorsorge

  • Impfungen sind die beste Prophylaxe gegen Kinderlähmung, FSME, Pneumokokken, Meningokokken, Varizellen, Masern, Tetanus, Diphtherie, Hepatitis B, Tollwut, und andere.
  • Lassen Sie in Ihrer Hausarztpraxis Ihren Impfpass regelmäßig prüfen.
  • Kondome sind wichtig gegen die Verbreitung von HIV und Syphilis.
  • Prüfen Sie (z.B. nach Wanderungen oder Gartenarbeit), ob sie von einer Zecke gebissen wurden und entfernen sie diese frühzeitig.
  • Lassen sie sich vor Fernreisen ggf. reisemedizinisch beraten.

Krankheitsbilder

Infektionen können jede Ebene des Nervensystems treffen. Einige verlaufen unbehandelt binnen Tagen tödlich, andere schwären jahrzehntelang vor sich hin. Das Nervensystem ist von der Außenwelt gut abgeschirmt. Dennoch können alle Arten von Mikroben auch das Nervensystem befallen. Einmal dort, ist es oft schwer sie wieder loszukriegen.


Viren bestehen aus genetischem Material, das von einer Proteinhülle umgeben ist, und benötigen die zelluläre Maschinerie eines anderen Organismus, um sich fortzupflanzen. Sie werden werden danach klassifiziert, ob ihr genetisches Material DNA oder RNA ist, und anschließend nach morphologischen Merkmalen. Bakterien sind einzellige Organismen ohne Zellkern. Sie werden klassifiziert nach der Färbung ihrer Zellwand (gram-positiv oder –negativ), ihrer Morphologie (Kugel, Stäbchen oder Spirale), ihres Stoffwechsels (aerob versus anaerob) und anderen Merkmalen. Pilze sind eukaryotische Organismen, die als Hefen (einzellig), Schimmelpilze (vielzellig) oder dimorphe Pilze (entweder als Hefe oder als Schimmelpilz) leben. Parasiten werden in Protozoen und Helminthen unterteilt. Protozoen sind einzellige Organismen wie Amöben, Flagellaten, Wimpertierchen und Sporozoen. Helminthen sind mehrzellige Würmer, einschließlich Plattwürmern. Sie werden weiter unterteilt in Trematoden und Cestoden (Rundwürmer (Nematoden) und Stachelwürmer).



Infektionserreger können das Nervensystem auf verschiedene Arten schädigen: direkte Invasion von Nervengewebe, Produktion von Giften und durch die vom Erreger ausgelöste Immunreaktion. Manche infektiöse Krankheitserreger verursachen ein spezifisches Krankheitsbild, andere
können eine große Vielfalt von Symptomen verursachen. Die meisten viralen und bakteriellen Infektionen des Nervensystems treten akut auf, entwickeln sich über Stunden bis Tage. Im Gegensatz dazu entwickeln sich Tuberkulose, Syphilis, Pilze, und parasitäre Infektionen eher chronisch. Es gibt viele Ausnahmen von diesen allgemeinen Grundsätzen. Fieber ist der offensichtlichste Hinweis auf eine infektiöse Erkrankung, kann aber auch fehlen, etwa wenn ausschließlich das Gehirn befallen wurde (z.B. beim Hirnabszess), bei Immunschwäche und sogar bei immunkompetenten Säuglingen oder Senioren.


  • Infektiöse Meningitis und Enzephalitis: Charakteristische Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Verwirrtheit. Bei der Enzephalitis kommen oft epileptische Anfälle hinzu. Es sind sehr schwere, im Krankenhaus mit Antibiotika zu behandelnde Krankheitsbilder. Typische Erreger sind Pneumokokken, Meningokokken, Listerien, Herpesviren, FSME und andere.
  • Infektiöse Myelitis: Kann durch fast alle Viren verursacht werden, wobei ein  Befall der Vorderhornzellen mit akuten, schlaffen Lähmungen meist auf Enteroviren zurückgeht. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die Kinderlähmung (Polio).
  • Abszesse und Empyeme: es sind eitrige Abkapselungen bzw. deren Ergüsse. Teils schwären Abszesse eine lange Zeit vor sich hin. Bei einem Eitererguss kommt es dann zu einem massiven, akuten Krankheitsbild. Typische Erreger sind Streptokokken und Staphylokokken.
  • Infektiöse Nervenwurzelentzündungen treten u. a. bei Borreliose, Herpes, Gürtelrose und vielen anderen Erkrankungen auf.
  • Infektiöse Hirnnervenentzündungen treten u.a. bei Borreliose, Herpes, Gürtelrose, Botulismus und Diphterie auf.
  • Infektiöse Nervenentzündungen treten u.a. bei Borreliose, Lepra, HIV, Hepatitis, Diphtherie auf.
  • Infektiöse Muskelentzündungen treten oft als Gliederschmerzen im Rahmen viraler Infekte auf. Chronisch setzen sich einige Wurmarten in der Muskulatur fest.
  • Tetanus, ausgelöst durch eine Infektion mit Clostridium-tetani-Bakterien, führt zu einer extremen Übererregbarkeit der Muskulatur, dem Wundstarrkrampf.
  • Botulismus, ausgelöst durch das Gift des Bakteriums Clostridium botulinum führt zu Lähmungen der Muskulatur.
  • Lepra, Tuberkulose und Syphilis sind chronische, langsam fortschreitende Erkrankungen, die eine Vielzahl von Symptomen verursachen können.
  • Borreliose wird durch Zecken übertragen, die längere Zeit unentdeckt am Körper hängen. Eingeleitet wird die Infektion meist durch einen rötlichen, sich ausbreitenden Ausschlag (Wanderröte). Eine leichte, punktförmige Rötung für einige Tage ist normal, kritisch wird es wenn sich die Rötung auf ein Gebiet ausbreitet, das mehr als ca. 2 cm misst. Es kann Gold wert sein, hier Fotos anzufertigen. Typische neurologische Komplikationen im Langzeitverlauf sind eine ein- oder beidseitige Hirnnerveninfektionen, vor allem die Gesichtsnervenlähmung, Nerven– und Nervenwurzelentzündungen am Körper und seltener auch eine Hirnhautentzündung. Der Test auf Lyme-Borreliose beginnt mit einem Enzymimmunoassay (ELISA). Bei einer Infektion des Zentralnervensystems zeigt sich entweder eine Liquorpleozytose oder eine erregerspezifische Antikörperproduktion im Nervenwasser. Um die Borreliose ranken sich leider viele Mythen, allen voran dass die Borreliose nur mit sehr speziellen Tests erkannt werden und sehr unspezifische, chronische Symptome hervorruft sowie schwierig zu behandeln sei. Tatsächlich wird sie anhand der Kombination spezifischer Symptome und Verläufe sowie einfacher Bluttests erkannt und mit kurzfristigen Antibiotikagaben sehr erfolgreich behandelt.

Diagnostik

Im ärztlichen Gespräch werden aktuelle Symptome erfragt, jedoch auch systemische Merkmale, Reisen und berufliche Hygiene-Risiken. Eine eingehende körperliche Untersuchung sowie eine Bildgebung folgen hierauf. Oft ist es notwendig, neben Bluttests auch das Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) selbst zu untersuchen. Der Liquor wird in der Regel durch eine Lumbalpunktion gewonnen. Wegen der notwendigen Eile und Komplexität der Erkrankungen werden neuroinfektiöse Erkrankungen in der Regel im Krankenhaus untersucht und behandelt.

Leben verlängern, Behinderung erträglich machen, Leid verhindern – dies treibt uns Tag für Tag an.

Therapie

Bei all der Vielfalt an Symptomen, welche durch die bei uns glücklicherweise seltenen Infektionen des Nervensystems verursacht werden können, lohnt sich die oft aufwändige Suche nach dem Erreger. Viele davon sind mittlerweile durch Antibiotika gut zu bekämpfen. Die Borreliose ist beispielsweise nach einigen Tagen der Antibiotikagabe in der Regel vollständig aus dem Körper vertrieben.


Die Genesung beginnt meist noch im Krankenhaus, dem Ort an dem die meisten neurologischen Infektionen diagnostiziert und behandelt werden. Je nach Schwere der Erkrankung kann sie allerdings langwierig sein und chronische Folgeschäden hinterlassen (z.B. Schmerzen im Falle einer Gürtelrose, Epilepsie im Falle einer Enzephalitis oder Lähmungen nach einer Rückenmarksentzündung). Diese Folgeschäden werden durch uns konsequent weiterbehandelt. Ziel ist es, dass diese verschwinden oder aber eine erträgliche Situation für den Patienten zu gewährleisten.

Quellen
Continuum, Neuroinfectious Diseases, August 2021, Vol.27, No.4

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Infos und Selbsthilfe

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Robert Koch-Institut
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Deutsche Gesellschaft für Neuro-Aids und Neuro-Infektiologie e. V. (DGNANI)
Deutsche Aidshilfe e.V.
tick-radar GmbH
SHG -Polio-Stammtisch- Köln
Sexuell übertragbare Krankheiten

Downloads

Borrelien - Erregersteckbrief
FSME - Erregersteckbrief
Meningokokken - Erregersteckbrief
Varizella Zoster - Erregersteckbrief