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Persönlichkeits-Störungen

Jede Persönlichkeit ist einzigartig und besteht aus verschiedenen Anteilen. Treten bestimmte Persönlichkeitsmerkmale überdeutlich hervor, können sie starr und unflexibel werden. Sie agieren mit stets gleichen, jedoch nicht zielführenden Mustern? Ihr Verhaltensrepertoire ist außer Balance? Wir möchten Ihnen helfen, Sie selbst zu bleiben, aber die Waage wieder zu finden.

An der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, erfordert Entschlossenheit und Disziplin. Wir helfen Ihnen nach Kräften dabei!

Folgende Persönlichkeitsmerkmale können problematisch werden:

  • Negative Affektivität (Angst, Depression, Schuld, Ärger, Labilität, geringes Selbstvertrauen, Misstrauen).
  • Distanziertheit (Vermeidung von Freundschaft und Intimität, Unnahbarkeit)
  • Dissozialität (Selbstbezogenheit, Ansprüchlichkeit, Empathiemangel, Ausbeutung, Gewalt, Sadismus)
  • Enthemmung (Impulsivität, Ablenkbarkeit, Unverantwortlichkeit, Rücksichtlosigkeit, Planlosigkeit)
  • Anankasmus (Perfektionismus, Zwängigkeit, Starrheit, Sturheit).
  • Borderline-Muster.

“Auch was wir am meisten sind, sind wir nicht immer.”

– Marie von Ebner-Eschenbach – Österreichische Schriftstellerin

Vorsorge

  • Eigene, schädliche Handlungsmuster entlarven.
  • Den Umgang mit anderen und sich selbst reflektieren.
  • Fertigkeiten erlernen, um nicht in krankhafte Verhaltensmuster zurückzufallen.

Krankheitsbild

Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich um tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen. Zu den Auslösern gehören angeborene Faktoren ebenso wie frühe soziale und familiäre Erfahrungen. Manche treten bereits in der Jugend zu Tage, andere erst im späteren Lebensverlauf. Oft gehen sie mit persönlichem Leid und verminderter sozialer Funktionsfähigkeit einher. Dies wiederum kann zu anderen psychischen Störungen beitragen, etwa Angst, Zwang, Depression oder Sucht.


Jede Persönlichkeit lässt sich anhand bestimmter Persönlichkeitsmerkmale teilweise klassifizieren. Wenn bestimmte Merkmale so stark hervortreten, das über einen langen Zeitraum immer wieder Probleme auftauchen, wird von einer Störung gesprochen. Je nach Ausprägung können leichte, mittlere und schwere Persönlichkeitsstörungen beschrieben werden. Beurteilt werden insbesondere das Selbst-Funktionsniveau (Identität, Selbstwert, Selbstreflexion, Selbststeuerung) und das interpersonelle Funktionsniveau, also die Beziehung zu anderen (Interesse an Beziehungen, Empathie, Intimität, Konfliktfähigkeit).


Es geht also um die Fragen, wie man sich selbst und andere sieht und wie man von anderen wahrgenommen wird bzw. wie sie auf einen reagieren.


Besonders relevante, problematische Persönlichkeitsmerkmale können sein: negative Affektivität (Angst, Depression, Schuld, Ärger, Labilität, geringes Selbstvertrauen, Misstrauen), Distanziertheit (Vermeidung von Freundschaft und Intimität, Unnahbarkeit), Dissozialität (Selbstbezogenheit, Ansprüchlichkeit, Empathiemangel, Ausbeutung, Gewalt, Sadismus), Enthemmung (Impulsivität, Ablenkbarkeit, Unverantwortlichkeit, Rücksichtlosigkeit, Planlosigkeit) und Anankasmus (Perfektionismus, Zwängigkeit, Starrheit, Sturheit) sowie das Borderline-Muster.

Diagnostik

Die Persönlichkeit bildet sich im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter heraus. Im ärztlichen Gespräch werden Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster herausgearbeitet. Der Übergang von normalen zu überzogenen Eigenschaften ist fließend. Anhand der Schilderung der Lebensgeschichte, Beobachtungen der Körpersprache und des Stils sowie standardisierter Fragen lässt sich feststellen, ob eine oder mehrere kombinierte Persönlichkeitsstörungen vorliegen. Traditionell werden die Persönlichkeiten in bestimmte Typen eingeteilt. Seit 2022 geht der Trend dahin, eher den Schweregrad und besonders herausragende Persönlichkeitsattribute zu benennen. Unterschieden werden jeweils leichte, mittlere und schwere Persönlichkeitsstörungen mit ein oder mehreren ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen: Negative Affektivität, Distanziertheit, Dissozialität, Enthemmung, Anankasmus und Borderline-Muster.


Da sich hier vieles im Übergang befindet und viele PatientInnen noch nach dem traditionellen Modell diagnostiziert wurden und auch noch weiter werden, sind hier nochmal die klassischen Typen aufgeführt:


Emotional instabile Persönlichkeiten (~3%) leben Impulse ohne Berücksichtigung der Konsequenzen aus. Die Stimmung ist unvorhersehbar und launenhaft mit emotionalen Ausbrüchen und eher konfliktfreudigem Verhalten, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt werden. Der impulsive Subtyp zeigt vorwiegend mangelnde Impulskontrolle; der Borderline-Subtyp eher Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren Präferenzen sowie ein chronisches Gefühl innerer Leere. Beziehungen sind sehr intensiv, aber unbeständig. Es besteht eine ausgeprägte, selbstzerstörerische Neigung mit Selbstverletzung und Suizidversuchen.


Histrionische Persönlichkeiten zeigen eine labile Gefühlslage mit einer Neigung zur Dramatisierung und Theatralik im Gefühlsausdruck. Typisch sind Suggestibilität, Egozentrik, Genusssucht, Mangel an Rücksichtnahme, erhöhte Kränkbarkeit und dauerndes Verlangen nach Anerkennung und Aufmerksamkeit anderer. Eine ältere Bezeichnung ist Hysterie.


Zwanghafte Persönlichkeiten sind zweifelnd, perfektionistisch und gewissenhaft. Alles muss ständig und übervorsichtig kontrolliert werden. Beharrliche und unerwünschte Gedanken treten auf, erreichen aber nicht die Schwere einer Zwangsstörung. Auch als Anakasmus bezeichnet.


Ängstliche, vermeidende, selbstunsichere Persönlichkeiten (~4%) fühlen sich sorgenvoll, unsicher und minderwertig. Eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptanz durch andere trifft auf eine Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik. Potentielle Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen werden übertrieben und entsprechende Aktivitäten vermieden.


Abhängige Persönlichkeiten verlassen sich bei den meisten Lebensentscheidungen passiv auf andere. Trennungsangst, Hilflosigkeit und gefühlte Inkompetenz sind gepaart mit der Neigung, sich den Wünschen anderer unterzuordnen. Bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben. Auch als Asthenie bezeichnet.


Narzisstische Persönlichkeiten gelten als selbstbezogen, egozentrisch, geltungsbedürftig, anspruchsvoll, arrogant und überheblich. Nach außen hin geben sie sich selbstbewusst, sind innerlich jedoch empfindsam und verletzlich. Das fragile Selbstwertgefühl wird hinter der großartigen Fassade versteckt. Sie bleiben oft hinter ihrem eigenen Anspruch und ihren eigenen Fähigkeiten zurück. Die Enttäuschung darüber kann in die Depression und sogar bis zum Suizid treiben.


Schizoide Persönlichkeiten (ca. 1%) sind zurückgezogene Einzelgänger mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie und in sich gekehrte Zurückhaltung. Begrenztes Vermögen, Gefühle auszudrücken und Freude zu erleben.


Paranoide Persönlichkeiten (ca. 1%) zeigen eine übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, ist nachtragend und misstrauisch. Neigt dazu, Erlebtes zu verdrehen. Neutrale oder freundliche Handlungen anderer werden als feindlich oder verächtlich fehlgedeutet. Hinzu kommen wiederkehrende, unberechtigte Verdächtigungen und streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigenen Rechten, ein hohes Selbstwertgefühl und übertriebene Selbstbezogenheit. Auch Querulanten und Fanatiker finden sich hier zuweilen wieder.


Dissoziale Persönlichkeiten missachten soziale Verpflichtungen, sind kalt und gleichgültig gegenüber den Gefühlen anderer Menschen. Die eigene Frustrationstoleranz ist niedrig, ebenso die Schwelle für Aggression und Gewaltausübung. An den Übertretungen sozialer Normen sind andere schuld, die eigene Verantwortung wird weg erklärt. Das Verhalten wird durch negative Konsequenzen kaum angepasst und wird auch als soziopathisch, psychopathisch, asozial, antisozial oder amoralisch bezeichnet. Es finden sich mehr Männer (~5%) als Frauen (~2%) in dieser Gruppe.

Auch gute Arzt-Patienten-Beziehung ist wesentlich zur nachhaltigen Besserung!

Therapie

Psychotherapeutische Verfahren sind hier von großer Bedeutung.


Je nach Störung wurden eigene Therapiekonzepte entwickelt, welche z.B. auf die Borderline-Störung, die dissoziale Persönlichkeitsstörung oder die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung zugeschnitten ist. In unserer Praxis bieten wir keine dieser Verfahren an, kooperieren jedoch mit entsprechenden Spezialisten. Die häufigen psychischen Begleiterkrankungen wie Depression und Angst werden parallel mitbehandelt. Wir nutzen hierzu neben psychotherapeutischen Verfahren auch Medikamente. Kunst, Musik, Tanz und andere Formen des kreativen Ausdrucks können, genau wie Sport, unterstützend sehr hilfreich sein.

Quelle
Herpertz SC et al. Patientinnen und Patienten mit Persönlichkeitsstörungen im ärztlichen Alltag. Implikationen aus der ICD-11. Dtsch Arztebl Int 2022;.

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Hilfe und Selbsthilfe

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Borderline Plattform e.V.
Borderline – Wenn die Gefühle außer Kontrolle geraten
Borderline | Kölner Selbsthilfe für Angehörige
Instabil – Die Borderline-Selbsthilfegruppe in Köln
Emotions Anonymous - Selbsthilfe e.V.