Erholsamer Schlaf fördert die Leistungsfähigkeit und Gesundheit außerordentlich. Wir helfen Ihnen dabei, diesen zu finden.
Schlafstörungen
Der Schlaf dient wichtigen Wartungs- und Reparatur-Arbeiten, weswegen er eine Grundlage unseres Wohlbefindens darstellt. Ein- und Durchschlafstörungen, ungewöhnliche Verhaltensweisen in der Nacht sowie Tagesmüdigkeit können unterschiedlichste Ursachen haben, die sich oft gut behandeln lassen.
Erholsamer Schlaf fördert die Leistungsfähigkeit und Gesundheit außerordentlich. Wir helfen Ihnen dabei, diesen zu finden.
Folgende Schlafstörungen werden unterschieden:
Oh Schlaf! Oh holder Schlaf!
Du Pfleger der Natur, wie schreckt‘ ich dich,
Daß du nicht mehr zudrücken willst die Augen
Und meine Sinne tauchen in Vergessen?
– William Shakespeare – König Heinrich IV
Empfehlungen für einen erholsamen Schlaf
Krankheitsbilder
Im Schlaf (lateinisch somnos), werden lebenswichtige Wartungsarbeiten an Gehirn, Geist und Körper durchgeführt. Schlaf ist dynamisch und durchläuft alle 90 bis 120 Minuten verschiedene Stadien: Dösigkeit (N1), Leichtschlaf (N2), Tiefschlaf (N3) und Traumschlaf (REM-Schlaf).
Ein gesunder Schlaf wird nicht allein durch die Dauer des Schlafs definiert, sondern auch durch die Regelmäßigkeit, die Anpassung an den Biorhythmus sowie die Kontinuität des Schlafes und die strukturierte Abfolge der Schlafphasen. Eine Reihe von Neurotransmittern in verschiedenen Hirngebieten regulieren den Schlaf/Wachzustand (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Histamin, Glutamat, GABA, Acetylcholin und Orexin). Außerhalb der Schlaf-Wach-Schaltkreise gibt es weitere Vorgänge, die den Schlaf an die Bedürfnisse des Organismus und die Signale der Umwelt anpassen. Dem Licht kommt eine Schlüsselrolle zu. Blaues Licht (wie das von Telefon-, Computer- und Fernsehbildschirmen) unterdrückt das schlafbezogene Hormon Melatonin. Um eine optimale Funktion am Tag zu gewährleisten, ist es wichtig, jede Nacht die empfohlene altersgemäße Schlafdauer einzuhalten.
Chronischer Schlafentzug kann zu Funktionsstörungen der inneren Organe führen. Ausreichender REM- und Nicht-REM-Schlaf sind notwendig, damit Gehirn und Körper die Energiespeicher wiederherstellen sowie Abfallstoffe beseitigt werden. Letztere können sonst zur Entstehung der Alzheimer- oder Parkinsonerkrankung beitragen. Schlafmangel führt zu Einschränkungen der Aufmerksamkeit. Schlafmangel aktiviert im Gehirn Entzündungszellen, während das Immunsystem des Körpers insgesamt schwächer wird. Schlaf ist nicht nur für das Erlernen neuer Fähigkeiten und Behalten neuer Informationen wichtig, sondern auch für die Beseitigung fremder und störender Erinnerungen.
Störungen mit erschwertem Einschlafen werden unter dem Begriff Insomnien zusammengefasst. Bei dieser besteht durchaus die Möglichkeit zu schlafen, doch der Schlaf will nicht kommen (Einschlafstörung), nicht bleiben (Durchschlafstörung) oder beides. Die Insomnie kann ein Symptom einer anderen Erkrankung darstellen, insbesondere von Ängsten und Depressionen, chronischen Schmerzzuständen sowie Schlafapnoe. Außerdem können Alkohol, Tabak, Drogen und Medikamente den Schlaf negativ beeinflussen (z.B. antriebssteigernde Antidepressiva, Blutdruckmittel wie Betablocker oder Diuretika). Insomnie kann jedoch auch eine eigene Erkrankung sein.
Störungen mit vermehrtem Schlafbedürfnis werden als Hypersomnien bezeichnet. Sie sind durch eine pathologische Tagesschläfrigkeit gekennzeichnet. Zu den zentralnervösen Hypersomnien gehören etwa die Narkolepsie Typ 1 und 2, die idiopatische Hypersomnie und das Kleine-Levin-Syndrom. Bei der Narkolepsie Typ 1 handelt es sich meist um eine Autoimmunerkrankung. Aufgrund des Verlustes von Orexin- (Hypocretin-) haltigen Nervenzellen kommt es zu einer exzessiven Tagesmüdigkeit, Tagesschläfrigkeit, Schlaflähmungen, schlafbezogene Halluzinationen und einen gestörten nächtlichen Schlaf. Sehr spezifisch ist die Kataplexie, ein Verlust der Muskelspannung in emotionalen Situationen, besonders beim Lachen. Bei der Narkolepsie Typ 2 fehlt die Kataplexie. Typisch sind hingegen eine lange Schlafdauer und eine ausgeprägte Schlafträgheit (auch „Schlaftrunkenheit“). Handelt es sich um eine idiopatische Hypersomnie, fehlen die schlafbezogenen Halluzinationen und Schlaflähmungen. Es dominieren die exzessive Tagesmüdigkeit, lange Schlafdauers owie ausgeprägte Schlafträgheit. Die Erkrankung Kleine-Levin-Syndrom tritt extrem selten auf. Typisch sind wiederkehrende, extreme Hypersomnie-Phasen, Störungen im Denken und Gedächtnis, veränderte Wahrnehmung, verändertes Essverhalten und Enthemmung.
Parasomnien bezeichnen ungewöhnliche Verhaltensweisen im Schlaf (z.B. Schlafwandeln). Hierzu zählen die REM-Parasomnie und Non-REM-Parasomnien. Der gesunde REM-Schlaf ist durch lebhaftes Träumen bei gleichzeitig stillstehender, gelähmter Skelettmuskulatur gekennzeichnet. Bei der REM-Parasomnie bleibt diese Stilllegung aus, und es kommt zum Ausleben der Bewegungen des Traums (z.B. Boxen oder Rennen). Ursache ist häufig die Anhäufung des Proteins alpha-Synuklein im Hirnstamm und somit eine Frühwarnung für die Parkinsonerkrankung und verwandte Störungen. Charakteristisch für Non-REM-Parasomnien sind – besonders in der Kindheit und Jugend – häufige Episoden eines ungewöhnlichen Verhaltens oder Erlebens im Übergang des Wach- und Schlafzustandes, an welche man sich oft nicht oder kaum erinnern kann, und denen ein unvollständiges Erwachen aus dem Tiefschlaf zu Grunde liegt (Schlafwandeln, Sprechen, Essen oder sexuelle Handlungen im Schlaf, Nachtangst (Pavor nocturnus), nächtliche Panikattacken, komplexe visuelle Halluzinationen, Exploding Head Syndrom).
Das Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine sehr häufige Störung. Es kommt während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern. Der Schlaf ist nicht erholsam, wodurch die Betroffenen tagsüber schläfrig sind. Die Atemaussetzer sind außerdem belastend für das Herz-Kreislaufsystem und das Gehirn. Lebensqualität und Sicherheit leiden. Das Risiko für Einschlafattacken beim Autofahren oder bei der Arbeit kann erhebliche Ausmaße annehmen. Menschen mit Übergewicht, einem dicken Halsumfang oder auch mit fliehendem Kinn sind am häufigsten betroffen.
Auch diverse Bewegungsstörungen können den Schlaf (z. B. bei Restless-Legs-Syndrom (RLS), schlafbezogenes Zähneknirschen (Bruxismus), schlafbezogene, rhythmische Bewegungen der Kindheit, Einschlafmyoklonien, Propriospinale Myoklonien). Die häufigste Bewegungsstörung ist wohl das RLS – das „Syndrom der unruhigen Beine -, gekennzeichnet durch einen unangenehmen Bewegungsdrang der Beine und begleitet von abnormalen Empfindungen (eher in Ruhe) während des Abends oder der Nacht. Es resultieren Ein- und Durchschlafstörungen. In den meisten Fällen sind die Ursachen genetisch bedingt. RLS kann allerdings auch viele Ursachen haben (z.B. bei Eisenmangel, Schwangerschaft, chronische Niereninsuffizienz, Multiple Sklerose, Polyneuropathie, Parkinson, schwere depressive Störung, generalisierte Angststörung und ADHS. Da Patienten mit RLS einen höheren peripheren Ferritinspiegel benötigen als andere, wird vermutet, dass ein gestörter Transport über die Blut-Hirn-Schranke eine Teilursache darstellt.
Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus (Zirkadianer Rhythmus): Unsere innere Uhr wird grundsätzlich durch den Einfluss von Licht und Dunkelheit reguliert. Gerade in der heutigen Zeit kann sie zuweilen etwa durch Schichtarbeit, einem Jetlag oder unregelmäßigem Schlaf-Wach Rhythmus durcheinander kommen. Die Non-24-Störung ist durch einen Schlaf-Wach-Rhythmus gekennzeichnet, der länger als 24 Stunden anhält. Sie betrifft vor allem blinde Menschen, denen die Lichtwahrnehmung fehlt.
Schlafstörungen im Rahmen neurologischer Erkrankungen. Schlafstörungen und andere neurologische Störungen stehen in einer engen, wechselseitigen Beziehung. Schlaganfall, Demenz, Bewegungsstörungen wie bei der Parkinsonerkrankung, Multiple Sklerose, Epilepsie oder Nerven- und Muskelerkrankungen gehen oft mit Schlafstörungen einher. Die Parkinsonerkrankung weist als Frühsymptom nicht selten eine REM-Parasomnie auf. Häufig ist der Nachtschlaf gestört, was zu einer hohen Tagesschläfrigkeit führt. Das Parkinson-Zittern, Dystonien und andere Bewegungsstörungen legen nachts meist eine Pause ein. Menschen mit Multiple Sklerose sind tagsüber oft sehr müde. Dies kann an der MS selbst liegen oder an begleitendenden Schlafstörungen oder an beidem. Schlafentzug kann bei Menschen mit Epilepsie Anfälle provozieren. Manche von ihnen bekommen nur nachts einen Anfall. Hier ist die Unterscheidung von Parasomnien und Anfälle oftmals schwer. Einige Medikamente gegen Epilepsie fördern wiederum das Auftreten einer Schlafapnoe. Schließlich weisen Menschen mit Neuro- und Myopathien oft einen umerholsamen Schlaf auf – sei es durch Schmerzen oder Atemaussetzer. Die daraus resultierende Tagesmüdigkeit mindert wiederum die Leistungsfähigkeit tagsüber.
Diagnostik
Das ärztliche Gespräch und die körperliche Untersuchung sind von hoher Bedeutung für die Beurteilung von Schläfrigkeit oder Schlaflosigkeit.
Wir führen im Weiteren Screening-Tests für Schlafstörungen durch. Sollten diese nicht ausreichen, überweisen wir Sie mit einer konkreten Fragestellung an ein Schlaflabor. Dort können Untersuchungen wie eine Polysomnographie, Schlafapnoe-Heimtests, multiple Schlaflatenztests oder Aktigraphien durchgeführt werden, um die vermutete Diagnose zu bestätigen und einen Behandlungsplan aufzustellen.
Schlaf ist einer der unterschätztesten Aspekte eines gesunden, langen und glücklichen Lebens.
Therapie
Die Behandlung von Schlafstörungen sind so vielfältig wie ihre Ursachen. Sie reichen von beratenden Gesprächen über den Einsatz digital gestützter, psychotherapie-basierter Verfahren, dem Gebrauch von medizinischen Geräten, bis zur Einnahme von pflanzlichen und synthetischen Arzneimitteln. Bei jeder Form der Schlafstörung hilft es, die Regeln der Schlafhygiene einzuhalten, welche wir weiter unten für sie zusammengefasst haben. Wir wollen für alle weitere Verfahren hier die Grundprinzipien der Therapie darstellen:
Insomnie: Sehr wichtig ist das Erkennen und die Behandlung der Grunderkrankung (z.B. im Falle einer Angsterkrankung oder Depression). Der Teufelskreis aus Angst, Gedankenkreisen und Schlaflosigkeit kann mit Hilfe von Meditation oder psychotherapeutischer Verfahren auch langfristig durchbrochen werden. Mit Hilfe von pflanzlichen oder synthetischen Medikamenten kann das Ein- und Durchschlafen erleichtert werden. Hier gilt es, das Nebenwirkungs- und Suchtpotential der verwendeten Substanzen nicht zu unterschätzen. Wir beraten sie eingehend, welche Mittel in Ihrer Situation Ihnen am besten helfen. Folgende Mittel stehen zur Verfügung:
1.) Verhaltensmedizinische und schlafhygienische Maßnahmen (z.B. Meditationsverfahren, Verbesserung der Schlafumgebung, Schaffung einer ruhigen und entspannten Schlafumgebung, Verbesserung von Schlafpraktiken und -verhaltensweisen).
Schlafhygiene:
Stimulus-Kontrolle:
2.) Frei verkäufliche, pflanzliche Beruhigungs- und Schlafmittel (Baldrianwurzel (Valerianae radix), Passionsblume (Passiflora incarnata), Melissenblätter (Melissae folium), Hopfenzapfen (Lupuli strobulus), Cannabidiol).
3.) Melatoninhaltige Präparate: Sie basieren auf der Wirkung des natürlichen Schlafhormons Melatonin. Beispiele sind Circadin oder Seripnol. Nehmen Sie nach dem Abendessen Melatonin ein. Um guten Schlaf zu fördern, wird es normalerweise 2 Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen. Melatonin dient als Anker für den zirkadianen Rhythmus, um den Schlaf-Wach-Rhythmus konsistenter zu gestalten.
4.) Beruhigende Antidepressiva: Sie behandeln die oft zu Grunde liegende Depression oder Angststörung gleich mit. Es besteht ein allenfalls sehr geringes Abhängigkeitspotential (Doxepin, Agomelatin, Amitriptylin, Trazodon, Trimipramin, Mirtazapin).
5.) Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten: Diese Mittel sollten idealerweise nur kurzfristig genutzt werden, da sie ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential aufweisen. Beispiele sind Zolpidem, Zopiclon und Eszopiclon.
6.) Antihistaminika: Diese Mittel wurden ursprünglich gegen Allergien und Juckreiz entwickelt. Diphenhydramin und Doxylamin sind frei verkäuflich. Promethazin und Hydroxizin sind stärker beruhigend (z.B. bei Anspannungszuständen und Ängsten). Sie sind verschreibungspflichtig.
7.) Antipsychotika: Sie kommen vor allem bei älteren oder hirnorganisch erkrankten Menschen zum Einsatz (z. B. Melperon, Pipamperon, Quetiapin, Olanzapin, Chlorprothixen , Levomepromazin).
8.) Benzodiazepine: Wir versuchen, diese Mittel aus der Behandlung von Schlafstörungen weitgehend herauszuhalten. Der Schlaf ähnelt darunter eher einer Narkose als dem natürlichen Schlaf. Das Risiko einer Medikamenten-Abhängigkeit ist sehr hoch. Ein nicht geringer Teil unserer psychiatrischen Tätigkeit besteht tatsächlich sogar darin, Menschen aus der Benzodiazepinabhängigkeit zu helfen. Sie werden bei der Therapie daher möglichst vermieden. Clonazepam und Diazepam sind besonders bei Ängsten und Parasomnien im Einsatz. Triazolam, Flunitrazepam, Nitrazepam, Flurazepam, Temazepam und Lormetazepam sind zwar für die kurzfristige Behandlung der Insomnie zugelassen, aus oben genannten Gründen aber nicht sehr empfehlenswert.
Weitere Therapien:
Wir wünschen Ihnen einen geruhsamen Schlaf!
Quellen
Continuum. Sleep Neurology. August 2020, Vol.26, No.4
Sie möchten einen Termin vereinbaren? Wir haben ein offenes Ohr für Sie!
Infos, Selbsthilfe und Schlaflabore in Köln und Umgebung
Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:
Downloads