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Schlafstörungen

Der Schlaf dient wichtigen Wartungs- und Reparatur-Arbeiten, weswegen er eine Grundlage unseres Wohlbefindens darstellt. Ein- und Durchschlafstörungen, ungewöhnliche Verhaltensweisen in der Nacht sowie Tagesmüdigkeit können unterschiedlichste Ursachen haben, die sich oft gut behandeln lassen.

Erholsamer Schlaf fördert die Leistungsfähigkeit und Gesundheit außerordentlich. Wir helfen Ihnen dabei, diesen zu finden.

Folgende Schlafstörungen werden unterschieden:

  • Insomnie: Ein- und Durchschlafstörungen.
  • Hypersomnie: Erhöhtes Schlafbedürfnis.
  • Schlafapnoe: Atemaussetzer im Schlaf.
  • REM-Schlaf-Parasomnien: das Ausleben von Träumen.
  • Non-REM-Parasomnien: Schlafwandeln und Co.
  • RLS: Syndrom der unruhigen Beine.
  • PLMD: Periodische Beinbewegungen im Schlaf.
  • Zirkadiane Störungen: Unfreiwillig die Nacht zum Tag machen und umgekehrt.

Oh Schlaf! Oh holder Schlaf!
Du Pfleger der Natur, wie schreckt’ ich dich,
Daß du nicht mehr zudrücken willst die Augen
Und meine Sinne tauchen in Vergessen?

– William Shakespeare – König Heinrich IV

Empfehlungen für einen erholsamen Schlaf

  • Die meisten Erwachsenen brauchen 7,5-9 Stunden Schlaf pro Nacht für eine optimale Leistungsfähigkeit am Tag. Kinder brauchen noch mehr, Senioren etwas weniger Schlaf.
  • Halten Sie Ihren Schlafrhythmus konsistent, auch am Wochenende.
  • Dunkelheit ist des Schlafes Freund. In der Stunde vor dem Schlafengehen lieber keine Bildschirme sondern lieber warmes, indirektes Licht.
  • Das Bett dient nur dem Schlaf oder Beischlaf, nicht dem Texten, E-Mails schreiben, Fernsehen, Internetsurfen oder anderweitiger Bildschirmaktivität.
  • Helles, natürliches Licht am Morgen ist sehr hilfreich, um die innere Uhr richtig einzustellen.
  • Koffeinhaltige Getränke wirken bis zu acht Stunden und sollten daher ab dem Mittag vermieden werden.
  • Kein zu spätes oder zu frühes Abendessen, so dass man weder zu voll noch hungrig ins Bett geht.
  • Alkohol und Rauchen vor dem Schlafengehen beeinträchtigen die Erholsamkeit des Schlafs.
  • Ein Mittagsschlaf sollte nicht länger als 30 Minuten dauern.
  • Bleiben Sie morgens oder bei zu frühem Erwachen nicht länger als nötig im Bett liegen.
  • Regelmäßiger Sport und harte körperliche Arbeit helfen dem Schlaf sehr, sollten jedoch nicht knapp vorm Schlafengehen erfolgen.
  • Gestalten Sie Ihre Schlafstätte ruhig, dunkel, kühl und gut durchlüftet.
  • Schaffen Sie eine Pufferzone zwischen dem Alltag und dem Zubettgehen. Füllen Sie diesen Puffer (z.B. mit einem Buch oder Musikhören), jedoch nicht mit elektronischen Medien.
  • Vermeiden Sie helles Licht oder die Nutzung des Smartphones, wenn Sie nachts wach werden.

Krankheitsbilder

Im Schlaf (lateinisch somnos),  werden lebenswichtige Wartungsarbeiten an Gehirn, Geist und Körper durchgeführt. Schlaf ist dynamisch und durchläuft alle 90 bis 120 Minuten verschiedene Stadien: Dösigkeit (N1), Leichtschlaf (N2), Tiefschlaf (N3) und Traumschlaf (REM-Schlaf).


Ein gesunder Schlaf wird nicht allein durch die Dauer des Schlafs definiert, sondern auch durch die Regelmäßigkeit, die Anpassung an den Biorhythmus sowie die Kontinuität des Schlafes und die strukturierte Abfolge der Schlafphasen. Eine Reihe von Neurotransmittern in verschiedenen Hirngebieten regulieren den Schlaf/Wachzustand (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Histamin, Glutamat, GABA, Acetylcholin und Orexin). Außerhalb der Schlaf-Wach-Schaltkreise gibt es weitere Vorgänge, die den Schlaf an die Bedürfnisse des Organismus und die Signale der Umwelt anpassen. Dem Licht kommt eine Schlüsselrolle zu. Blaues Licht (wie das von Telefon-, Computer- und Fernsehbildschirmen) unterdrückt das schlafbezogene Hormon Melatonin. Um eine optimale Funktion am Tag zu gewährleisten, ist es wichtig, jede Nacht die empfohlene altersgemäße Schlafdauer einzuhalten.


Chronischer Schlafentzug kann zu Funktionsstörungen der inneren Organe führen. Ausreichender REM- und Nicht-REM-Schlaf sind notwendig, damit Gehirn und Körper die Energiespeicher wiederherstellen sowie Abfallstoffe beseitigt werden. Letztere können sonst zur Entstehung der Alzheimer- oder Parkinsonerkrankung beitragen. Schlafmangel führt zu Einschränkungen der Aufmerksamkeit. Schlafmangel aktiviert im Gehirn Entzündungszellen, während das Immunsystem des Körpers insgesamt schwächer wird. Schlaf ist nicht nur für das Erlernen neuer Fähigkeiten und Behalten neuer Informationen wichtig, sondern auch für die Beseitigung fremder und störender Erinnerungen.




Störungen mit erschwertem Einschlafen werden unter dem Begriff Insomnien zusammengefasst. Bei dieser besteht durchaus die Möglichkeit zu schlafen, doch der Schlaf will nicht kommen (Einschlafstörung), nicht bleiben (Durchschlafstörung) oder beides. Die Insomnie kann ein Symptom einer anderen Erkrankung darstellen, insbesondere von Ängsten und Depressionen, chronischen Schmerzzuständen sowie Schlafapnoe. Außerdem können Alkohol, Tabak, Drogen und Medikamente den Schlaf negativ beeinflussen (z.B. antriebssteigernde Antidepressiva, Blutdruckmittel wie Betablocker oder Diuretika). Insomnie kann jedoch auch eine eigene Erkrankung sein.



Störungen mit vermehrtem Schlafbedürfnis werden als Hypersomnien bezeichnet. Sie sind durch eine pathologische Tagesschläfrigkeit gekennzeichnetZu den zentralnervösen Hypersomnien gehören etwa die Narkolepsie Typ 1 und 2, die idiopatische Hypersomnie und das Kleine-Levin-Syndrom. Bei der Narkolepsie Typ 1 handelt es sich meist um eine Autoimmunerkrankung. Aufgrund des Verlustes von Orexin- (Hypocretin-) haltigen Nervenzellen kommt es zu einer exzessiven Tagesmüdigkeit, Tagesschläfrigkeit, Schlaflähmungen, schlafbezogene Halluzinationen und einen gestörten nächtlichen Schlaf. Sehr spezifisch ist die Kataplexie, ein Verlust der Muskelspannung in emotionalen Situationen, besonders beim Lachen. Bei der Narkolepsie Typ 2 fehlt die Kataplexie. Typisch sind hingegen eine lange Schlafdauer und eine ausgeprägte Schlafträgheit (auch “Schlaftrunkenheit”). Handelt es sich um eine idiopatische Hypersomnie, fehlen die schlafbezogenen Halluzinationen und Schlaflähmungen. Es dominieren die exzessive Tagesmüdigkeit, lange Schlafdauers owie ausgeprägte Schlafträgheit. Die Erkrankung Kleine-Levin-Syndrom tritt extrem selten auf. Typisch sind wiederkehrende, extreme Hypersomnie-Phasen, Störungen im Denken und Gedächtnis, veränderte Wahrnehmung, verändertes Essverhalten und Enthemmung.



Parasomnien bezeichnen ungewöhnliche Verhaltensweisen im Schlaf (z.B. Schlafwandeln). Hierzu zählen die REM-Parasomnie und Non-REM-Parasomnien. Der gesunde REM-Schlaf ist durch lebhaftes Träumen bei gleichzeitig stillstehender, gelähmter Skelettmuskulatur  gekennzeichnet. Bei der REM-Parasomnie bleibt diese Stilllegung aus, und es kommt zum Ausleben der Bewegungen des Traums (z.B. Boxen oder Rennen). Ursache ist häufig die Anhäufung des Proteins alpha-Synuklein im Hirnstamm und somit eine Frühwarnung für die Parkinsonerkrankung und verwandte Störungen. Charakteristisch für Non-REM-Parasomnien sind – besonders in der Kindheit und Jugend – häufige Episoden eines ungewöhnlichen Verhaltens oder Erlebens im Übergang des Wach- und Schlafzustandes, an welche man sich oft nicht oder kaum erinnern kann, und denen ein unvollständiges Erwachen aus dem Tiefschlaf zu Grunde liegt (Schlafwandeln, Sprechen, Essen oder sexuelle Handlungen im Schlaf, Nachtangst (Pavor nocturnus), nächtliche Panikattacken, komplexe visuelle HalluzinationenExploding Head Syndrom).



Das Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine sehr häufige Störung. Es kommt während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern. Der Schlaf ist nicht erholsam, wodurch die Betroffenen tagsüber schläfrig sind. Die Atemaussetzer sind außerdem belastend für das Herz-Kreislaufsystem und das Gehirn. Lebensqualität und Sicherheit leiden. Das Risiko für Einschlafattacken beim Autofahren oder bei der Arbeit kann erhebliche Ausmaße annehmen.  Menschen mit Übergewicht, einem dicken Halsumfang oder auch mit fliehendem Kinn sind am häufigsten betroffen.



Auch diverse Bewegungsstörungen können den Schlaf (z. B. bei Restless-Legs-Syndrom (RLS), schlafbezogenes Zähneknirschen (Bruxismus), schlafbezogene, rhythmische Bewegungen der Kindheit, EinschlafmyoklonienPropriospinale Myoklonien). Die häufigste Bewegungsstörung ist wohl das RLS – das “Syndrom der unruhigen Beine -, gekennzeichnet durch einen unangenehmen Bewegungsdrang der Beine und begleitet von abnormalen Empfindungen (eher in Ruhe) während des Abends oder der Nacht. Es resultieren Ein- und Durchschlafstörungen. In den meisten Fällen sind die Ursachen genetisch bedingt. RLS kann allerdings auch viele Ursachen haben (z.B. bei Eisenmangel, Schwangerschaft, chronische Niereninsuffizienz, Multiple Sklerose, Polyneuropathie, Parkinson, schwere depressive Störung, generalisierte Angststörung und ADHS. Da Patienten mit RLS einen höheren peripheren Ferritinspiegel benötigen als andere, wird vermutet, dass ein gestörter Transport über die Blut-Hirn-Schranke eine Teilursache darstellt.



Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus (Zirkadianer Rhythmus): Unsere innere Uhr wird grundsätzlich durch den Einfluss von Licht und Dunkelheit reguliert. Gerade in der heutigen Zeit kann sie zuweilen etwa durch Schichtarbeit, einem Jetlag oder unregelmäßigem Schlaf-Wach Rhythmus durcheinander kommen. Die Non-24-Störung ist durch einen Schlaf-Wach-Rhythmus gekennzeichnet, der länger als 24 Stunden anhält. Sie betrifft vor allem blinde Menschen, denen die Lichtwahrnehmung fehlt.



Schlafstörungen im Rahmen neurologischer Erkrankungen. Schlafstörungen und andere neurologische Störungen stehen in einer engen, wechselseitigen Beziehung. SchlaganfallDemenzBewegungsstörungen wie bei der ParkinsonerkrankungMultiple SkleroseEpilepsie oder Nerven- und Muskelerkrankungen gehen oft mit Schlafstörungen einher. Die Parkinsonerkrankung weist als Frühsymptom nicht selten eine REM-Parasomnie auf. Häufig ist der Nachtschlaf gestört, was zu einer hohen Tagesschläfrigkeit führt. Das Parkinson-Zittern, Dystonien und andere Bewegungsstörungen legen nachts meist eine Pause ein. Menschen mit Multiple Sklerose sind tagsüber oft sehr müde. Dies kann an der MS selbst liegen oder an begleitendenden Schlafstörungen oder an beidem. Schlafentzug kann bei Menschen mit Epilepsie Anfälle provozieren. Manche von ihnen bekommen nur nachts einen Anfall. Hier ist die Unterscheidung von Parasomnien und Anfälle oftmals schwer. Einige Medikamente gegen Epilepsie fördern wiederum das Auftreten einer Schlafapnoe. Schließlich weisen Menschen mit Neuro- und Myopathien oft einen umerholsamen Schlaf auf – sei es durch Schmerzen oder Atemaussetzer. Die daraus resultierende Tagesmüdigkeit mindert wiederum die Leistungsfähigkeit tagsüber.

Diagnostik

Das ärztliche Gespräch  und die körperliche Untersuchung sind von hoher Bedeutung für die Beurteilung von Schläfrigkeit oder Schlaflosigkeit.


Wir führen im Weiteren Screening-Tests für Schlafstörungen durch. Sollten diese nicht ausreichen, überweisen wir Sie mit einer konkreten Fragestellung an ein Schlaflabor. Dort können Untersuchungen wie eine Polysomnographie, Schlafapnoe-Heimtests, multiple Schlaflatenztests oder Aktigraphien durchgeführt werden, um die vermutete Diagnose zu bestätigen und einen Behandlungsplan aufzustellen.

Schlaf ist einer der unterschätztesten Aspekte eines gesunden, langen und glücklichen Lebens.

Therapie

Die Behandlung von Schlafstörungen sind so vielfältig wie ihre Ursachen. Sie reichen von beratenden Gesprächen über den Einsatz digital gestützter, psychotherapie-basierter Verfahren, dem Gebrauch von medizinischen Geräten, bis zur Einnahme von pflanzlichen und synthetischen Arzneimitteln. Bei jeder Form der Schlafstörung hilft es, die Regeln der Schlafhygiene einzuhalten, welche wir weiter unten für sie zusammengefasst haben. Wir wollen für alle weitere Verfahren hier die Grundprinzipien der Therapie darstellen:



Insomnie: Sehr wichtig ist das Erkennen und die Behandlung der Grunderkrankung (z.B. im Falle einer Angsterkrankung oder Depression). Der Teufelskreis aus Angst, Gedankenkreisen und Schlaflosigkeit kann mit Hilfe von Meditation oder psychotherapeutischer Verfahren auch langfristig durchbrochen werden. Mit Hilfe von pflanzlichen oder synthetischen Medikamenten kann das Ein- und Durchschlafen erleichtert werden. Hier gilt es, das Nebenwirkungs- und Suchtpotential der verwendeten Substanzen nicht zu unterschätzen.  Wir beraten sie eingehend, welche Mittel in Ihrer Situation Ihnen am besten helfen. Folgende Mittel stehen zur Verfügung:



1.) Verhaltensmedizinische und schlafhygienische Maßnahmen (z.B. Meditationsverfahren, Verbesserung der Schlafumgebung, Schaffung einer ruhigen und entspannten Schlafumgebung, Verbesserung von Schlafpraktiken und -verhaltensweisen).



Schlafhygiene:

  • Nach dem Mittagessen keine koffeinhaltigen Getränke (Kaffee, Schwarztee, Cola) mehr trinken.
  • Alkohol weitgehend vermeiden und keinesfalls als Schlafmittel einsetzen.
  • Keine schweren Mahlzeiten am Abend.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Allmähliche Verringerung geistiger und körperlicher Anstrengung vor dem Zubettgehen.
  • Ein persönliches Einschlafritual einführen.
  • Im Schlafzimmer für eine angenehme Atmosphäre sorgen (ruhig, verdunkelt).
  • In der Nacht nicht auf den Wecker oder die Armbanduhr schauen.


Stimulus-Kontrolle:

  • Gehen Sie abends nur zu Bett, wenn Sie schläfrig sind.
  • Entwickeln Sie eine neue Schlafenszeit-Routine 30 Minuten bis 1 Stunde vor dem Schlafengehen. Einige Dinge sollten dazu gehören: eine warme (nicht heiße) Dusche oder Baden, Pyjama anziehen, etwas Kurzes oder Langweiliges lesen, meditieren, Yoga-Positionen einnehmen.
  • Benutzen Sie das Bett nur zum Schlafen, d. h. nicht zum Lesen, Trinken, Rauchen, Fernsehen.
  • Wenn Sie nach ungefähr 15-20 min. noch wach sind, stehen Sie auf und gehen Sie in ein anderes Zimmer. Schauen sie nicht auf die Uhr. Hören Sie entweder entspannende Musik oder lesen Sie etwas Langweiliges. Da wir nicht wollen, dass Sie auf die Uhr schauen, schätzen Sie einfach, wie lange Sie wach gelegen haben. Denken Sie daran, das Ziel ist es, Ihr Bett mit schnellem Einschlafen zu verbinden. Längere Zeit wach im Bett zu liegen, trainiert Ihr Gehirn, dass Ihr Bett kein Ort zum Schlafen ist, sondern ein Ort zum Wachsein. Schalten Sie nicht die Deckenlampen an, wenn Sie aufstehen. Verwenden Sie eine Leselampe oder eine Taschenlampe, damit Sie sicher ins andere Zimmer gehen können, ohne andere Lichter einzuschalten. Verwenden Sie keine elektronischen Geräte. Machen Sie keinen Sport, gehen Sie nicht ins Internet, sehen Sie nicht fern, essen Sie nicht, rauchen Sie nicht, duschen oder baden sie nicht. Legen Sie sich nicht hin und schlafen Sie nicht ein, wenn Sie nicht im Bett sind. Legen Sie sich erst wieder ins Bett, wenn Sie schläfrig sind.
  • Wenn Sie dann immer noch nicht nach 15-20 min einschlafen können, wiederholen Sie den vorhergehenden Schritt.
  • Stehen Sie jeden Morgen zur gleichen Zeit auf, auch am Wochenende, auch nach einer schlechten Nacht.
  • Schlafen Sie nicht tagsüber, wenn es nicht anders geht dann weniger als 30 min.
  • Achten Sie darauf, dass Sie sich nach dem Aufwachen regelmäßig dem Sonnenlicht aussetzen.


2.) Frei verkäufliche, pflanzliche Beruhigungs- und Schlafmittel (Baldrianwurzel (Valerianae radix), Passionsblume (Passiflora incarnata), Melissenblätter (Melissae folium), Hopfenzapfen (Lupuli strobulus), Cannabidiol).


3.) Melatoninhaltige Präparate: Sie basieren auf der Wirkung des natürlichen Schlafhormons Melatonin. Beispiele sind Circadin oder Seripnol. Nehmen Sie nach dem Abendessen Melatonin ein. Um guten Schlaf zu fördern, wird es normalerweise 2 Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen. Melatonin dient als Anker für den zirkadianen Rhythmus, um den Schlaf-Wach-Rhythmus konsistenter zu gestalten.


4.) Beruhigende Antidepressiva: Sie behandeln die oft zu Grunde liegende Depression oder Angststörung gleich mit. Es besteht ein allenfalls sehr geringes Abhängigkeitspotential (Doxepin, Agomelatin, Amitriptylin, Trazodon, Trimipramin, Mirtazapin).


5.) Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten: Diese Mittel sollten idealerweise nur kurzfristig genutzt werden, da sie ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential aufweisen. Beispiele sind Zolpidem, Zopiclon und Eszopiclon.


6.) Antihistaminika: Diese Mittel wurden ursprünglich gegen Allergien und Juckreiz entwickelt. Diphenhydramin und Doxylamin sind frei verkäuflich. Promethazin und Hydroxizin sind stärker beruhigend (z.B. bei Anspannungszuständen und Ängsten). Sie sind verschreibungspflichtig.


7.) Antipsychotika: Sie kommen vor allem bei älteren oder hirnorganisch erkrankten Menschen zum Einsatz (z. B. Melperon, Pipamperon, Quetiapin, Olanzapin, Chlorprothixen , Levomepromazin).


8.) Benzodiazepine: Wir versuchen, diese Mittel aus der Behandlung von Schlafstörungen weitgehend herauszuhalten. Der Schlaf ähnelt darunter eher einer Narkose als dem natürlichen Schlaf. Das Risiko einer Medikamenten-Abhängigkeit ist sehr hoch. Ein nicht geringer Teil unserer psychiatrischen Tätigkeit besteht tatsächlich sogar darin, Menschen aus der Benzodiazepinabhängigkeit zu helfen. Sie werden bei der Therapie daher möglichst vermieden. Clonazepam und Diazepam sind besonders bei Ängsten und Parasomnien im Einsatz. Triazolam, Flunitrazepam, Nitrazepam, Flurazepam, Temazepam und Lormetazepam sind zwar für die kurzfristige Behandlung der Insomnie zugelassen, aus oben genannten Gründen aber nicht sehr empfehlenswert.



Weitere Therapien:

  • Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine gut behandelbare Störung. Allerdings erfolgt die Behandlung in der Regel im Bereich der Lungenheilkunde mit Atemmasken oder in der HNO-Heilkunde, wo z.B. so genannte Schnarch-OPs durchgeführt werden.
  • Bei Narkolepsie, zentralnervöse Hypersomnien sind Verhaltensmaßnahmen wie fest eingeplante Nickerchen am Tage wichtig. An Medikamenten kommen tagsüber vor allem stimulierende, wach haltende Substanzen wie Modafinil  und Solriamfetol zum Einsatz. Der Nachtschlaf kann (z.B. mit gamma-Hydroxybuttersäure) verbessert werden. Wegen der Seltenheit der Erkrankungen erfolgt die Behandlung zusammen mit Schlafspezialisten.
  • Sowohl für Betroffene einer REM-Parasomnie selbst als auch dessen Bettpartner, ist es wichtig, die Schlafstätte und ihre Bettpartner entsprechend zu gestalten. Mit Melatonin oder Clonazepam kann außerdem das Auftreten der wilden REM-Parasomnien reduziert werden.
  • Schlafwandeln und andere Non-REM-Parasomnien: Das wichtigste ist hier oft die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, z.B. nächtlichen Anfällen. Maßnahmen der Schlafhygiene und Sicherheitsmaßnahmen im Haushalt stehen im Vordergrund. Medikamente werden nur selten genutzt, da sie die Störungen oft eher verstärken. Es kommen insbesondere lang wirksame Benzodiazepine in geringer Dosis zum Einsatz.
  • Bei RLS und Bewegungsstörungen im Schlaf sollte stets ein zu Grunde liegender Eisenmangel – wie auch andere mögliche Grunderkrankungen des Nervensystems oder der Nieren – geprüft und korrigiert werden. Mit Hilfe von Medikamenten (z. B. Gabapentin, Pregabalin oder Parkinson-Medikamente wie Levodopa, Pramipexol, Ropinirol oder Rotigotin) können die Symptome sehr effektiv reduziert werden. Problematisch sind eventuell Langzeit-Nebenwirkungen vor allem der Parkinsonmedikamente. Wir beraten Sie diesbezüglich eingehend.
  • Durch den gekonnten Einsatz von Melatonin und hellem Licht zur richtigen Zeit, lässt sich die innere Uhr bei Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus (Zirkadianer Rhythmus) oftmals wieder richtig einstellen.
  • Bei Schlafstörungen bedingt durchneurologische Erkrankungen richtet sich die Therapie stark nach der Grunderkrankung. Beispielsweise können bei einer Epilepsie primär schlafanstoßende Mittel wie Perampanel angesetzt werden. Bei neuropathischen Schmerzen wird etwa das eher müde machende Pregabalin oder Gabapentin verschrieben.

Wir wünschen Ihnen einen geruhsamen Schlaf!

Quellen
Continuum. Sleep Neurology. August 2020, Vol.26, No.4

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Infos, Selbsthilfe und Schlaflabore in Köln und Umgebung

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Severinsklösterchen-Schlaflabor (Südstadt)
St. Hildegardis-Schlaflabor (Lindenthal)
St. Elisabeth-Schlaflabor (Hohenlind)
Intersom-Schlaflabor (Privatpraxis, Mediapark)
EVK-Schlaflabor (Bergisch Gladbach)
Neurologisches Schlaflabor Uniklinik Bonn
Neurologisches Schlaflabor Uniklinik Aachen
Neurologisches Schlaflabor Maria Hilf (Mönchengladbach)
Neurologisches Schlaflabor DRK Kamillus Klinik Asbach
Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland BSD e.V.
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM)
RLS e.V. – Deutsche Restless Legs Vereinigung
Narkolepsie-Netzwerk e.V.

Downloads

Schlaf-Apnoe-Fragebogen
RLS-Selbsttest
Epworth-Sleepiness-Skala
Schlafprotokoll (pdf)