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Wirbelsäule

Wir behandeln Wirbelsäulenleiden mit neurologischen Auswirkungen, also Störungen des Rückenmarks und der Nervenwurzeln. Dabei arbeiten wir eng mit Orthopäden, Neurochirurgen, Radiologen und Physiotherapeuten zusammen.

Beteiligungen des Nervensystems an Wirbelsäulenerkrankungen werden durch Gefühlsstörungen und Lähmungen der Gliedmaßen, Gangstörungen und Blasenstörungen bemerkbar.

Typische Wirbelsäulenleiden:

  • Radikulopathien (Erkrankungen der Nervenwurzeln).
  • Myelopathien (Erkrankungen des Rückenmarks).
  • Durchblutungsstörungen.
  • Infektionen.
  • Verletzungen.
  • Autoimmunerkrankungen.
  • Stoffwechselstörungen und Vergiftungen.
  • Tumore.
  • Erbleiden.
  • Bandscheibenleiden (Protrusion, Prolaps).
  • Cauda-equina-Syndrom (Druck auf untersten Nervenwurzeln).
  • Spinalkanalstenose (Verengung des Spinalkanals).
  • Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule).
  • Wirbelkörperfrakturen (Brüche in den Wirbelkörpern).
  • Spondylolisthesis (Wirbelgleiten).
  • Osteochondrose (Abnutzung der Bandscheiben und Wirbelgelenke).
  • Wirbelsäulentumore (gutartige oder bösartige Geschwülste).

„Kenne die Natur der Wirbelsäule, denn viele Krankheiten hängen mit ihr zusammen.“

– Hippokrates von Kos, legendärer Arzt und Lehrer

„Wenn du Gesundheit suchst, schaue zuerst auf die Wirbelsäule.“

– Sokrates, Philosoph

Tipps zur Vorsorge von Rückenleiden

  • Regelmäßige Bewegung: Stärken Sie die Rückenmuskulatur durch Sport, Fitness, Tanzen… was ihnen Spaß auch macht!
  • Richtige Haltung: Achten Sie auf eine gerade Haltung beim Sitzen, Stehen und Gehen. Nutzen Sie ggf. ergonomische Stühle und achten Sie auf eine korrekte Sitzposition am Arbeitsplatz.
  • Rückenfreundliches Heben: Heben Sie schwere Gegenstände aus den Beinen heraus, nicht aus dem Rücken.
  • Übergewicht vermeiden: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verringert das Risiko für Verschleißerkrankungen.
  • Rauchen vermeiden: Rauchen verschlechtert die Durchblutung der Wirbelsäule und kann deren Verschleiß beschleunigen, auch werden Entzündungen durch Rauchen begünstigt.
  • Wechselnde Positionen: Vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen in derselben Position und wechseln Sie regelmäßig die Haltung.

Krankheitsbilder

Knöcherne Strukturen:


Die Wirbelsäule besteht aus 33-34 Wirbeln, die in fünf Abschnitte gegliedert sind: 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel, 5 Lendenwirbel, das Kreuzbein (5 verschmolzene Wirbel) und das Steißbein (4-5 verkümmerte Wirbel). Jeder Abschnitt hat spezifische Bewegungsfunktionen: Die Halswirbelsäule ermöglicht vor allem Kopfbewegungen, die Brustwirbelsäule Rotation, und die Lendenwirbelsäule Flexion und Extension. Das Kreuz- und Steißbein sind weitgehend unbeweglich. Die Wirbelsäule enthält mehrere Gelenke. Die obersten Halswirbel, Atlas und Axis, verbinden den Kopf mit der Wirbelsäule. Die Unkovertebralgelenke der HWS und Facettengelenke der HWS, BWS und LWS dienen feinen, kontrollierten Bewegungen wie Drehung, Beugung und Streckung, die Bandscheiben zwischen den Wirbeln als Stoßdämpfer beim Gehen, Laufen, Springen und Lastenheben. Das Iliosakralgelenk verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken und verteilt so das Gewicht des Rumpfes auf die Beine.



Neurale Strukturen:


Das Rückenmark verläuft im Wirbelkanal von der Schädelbasis bis zur oberen Lendenwirbelsäule. Es ist von drei Schichten umgeben (Dura mater, Arachnoidea, Pia mater). Es besteht aus der grauen Substanz (Nervenzellkörper) innen und der weißen Substanz (Nervenfasern) außen. Von jedem Segment des Rückenmarks treten Spinalnerven aus, insgesamt 31 Paare, die motorische, sensorische und vegetative Funktionen übernehmen. Vorderwurzeln (radix ventralis) übertragen Signale an die Muskeln, inneren Organe, Blutgefäße und die Haut. Hinterwurzeln (radix dorsalis) übermitteln sensorische Informationen von der Haut, den Muskeln, den Sehnen, Bändern und inneren Organen ans Rückenmark.



Muskuläre Struktur und Funktion:


Die tiefe Rückenmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule, während die oberflächliche Rückenmuskulatur Bewegungen von Schultern und Armen ermöglicht. Die Bauchmuskulatur bewegt den Rumpf und stabilisiert insbesondere die Lendenwirbelsäule. Starke Bauchmuskeln unterstützen den Rücken und verhindern Überlastungen der Wirbelsäule. Die Atemmuskulatur trägt zur Stabilisierung der Brustwirbelsäule bei. Die Beinmuskulatur nimmt bei Aktivitäten wie Heben oder Gehen den Druck von der Lendenwirbelsäule und entlastet sie so. Starke Beinmuskeln, besonders die Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur, tragen daher zur Rückengesundheit bei, indem sie das Gewicht gleichmäßig verteilen und den Rücken bei Bewegungen unterstützen.



Es folgt eine kurze Beschreibung der wichtigsten Krankheitsbilder der Wirbelsäule und des Rückenmarks:



Radikulopathien: Erkrankungen der Nervenwurzeln, oft durch Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen verursacht. Sie führen zu Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit im Versorgungsgebiet der betroffenen Nervenwurzel.


Myelopathien: Schädigungen des Rückenmarks durch Druck, Entzündungen oder degenerative Prozesse. Sie verursachen Schwäche, Sensibilitätsstörungen und Koordinationsprobleme, meist in den Armen und Beinen. Ganz typisch hierfür ist das sensorische Querschnittsyndrom, ein Verlust des Gefühls unterhalb des geschädigten Abschnitts.


Durchblutungsstörungen: Störungen der Blutversorgung des Rückenmarks, z. B. durch Gefäßverschlüsse, führen zu Ischämien, was Lähmungen und Sensibilitätsstörungen auslöst.


Infektionen: Infektionen, wie z. B. eine Myelitis, können durch Viren oder Bakterien entstehen und zu Entzündungen, Fieber und neurologischen Ausfällen führen.


Verletzungen: Traumata, z. B. durch Unfälle, können im schlimmsten Fall zu Querschnittslähmungen führen, abhängig von der Höhe und Schwere der Verletzung.


Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie die Multiple Sklerose oder Neuromyelitis optica führen durch Entzündungsprozesse zu dauerhaften Schäden des Rückenmarks.


Stoffwechselstörungen und Vergiftungen: Erkrankungen wie Vitamin-B12-Mangel oder Toxine (z. B. Alkohol) können das Rückenmark schädigen und neurologische Symptome verursachen.


Angeborene und Erbleiden: Spina bifida und andere angeborene Störungen betreffen die Entwicklung des Rückenmarks und können zu Lähmungen oder Fehlbildungen führen.


Bandscheibenleiden (Protrusion, Prolaps): Eine Vorwölbung (Protrusion) oder ein Vorfall (Prolaps) der Bandscheibe kann auf eine Nervenwurzel (Radikulopathie) oder das Rückenmark drücken (Myelopathie). Außerdem schmerzt er er oft.


Cauda-equina-Syndrom: Ein medizinischer Notfall, bei dem Druck auf die untersten Nervenwurzeln zu Lähmungen, Blasen- und Darmstörungen führt.


Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Spinalkanals führt zu Druck auf das Rückenmark (Myelopathie) oder die Nervenwurzeln (Radikulopathie), was zu Schmerzen, Taubheit und Schwäche, besonders beim Gehen, führt.


Skoliose: Eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die oft im Kindesalter auftritt und unbehandelt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.


Wirbelkörperfrakturen: Brüche in den Wirbelkörpern, oft durch Osteoporose oder Unfälle verursacht, führen zu Rückenschmerzen und können die Stabilität der Wirbelsäule gefährden.


Spondylolisthesis: Hierbei verschieben sich die Wirbel gegeneinander, was Schmerzen und Instabilität verursacht.


Osteochondrose und Spondylose: Degenerative Erkrankungen, bei denen die Wirbelgelenke abgenutzt werden, was zu chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.


Wirbelsäulentumore: Tumore und Metastasen der Wirbelsäule können Druck auf Nervenstrukturen ausüben, was Schmerzen und neurologische Defizite verursacht. Auch kann es zu Schäden an den knöchernen Strukturen kommen.


Psychosomatische Beschwerden betreffen ebenfalls häufig die Wirbelsäule, da Stress, emotionale Belastungen und psychische Anspannung sich körperlich, insbesondere im Rücken, äußern können.


Chronische Rückenschmerzen sind oft sowohl auf physische Ursachen wie oben genannte Erkrankungen als auch psychische Faktoren wie Angst, Depression oder anhaltenden Stress zurückzuführen. Diese können Verspannungen und Fehlhaltungen verstärken, was wiederum die Stimmung und Ängstlichkeit fördert. Hierdurch wird die Bewegung eingeschränkt, so dass die Muskulatur weiter verkümmert. Es resultiert eine Abwärtsspirale. Eine ganzheitliche Behandlung, die sowohl körperliche als auch seelische Aspekte berücksichtigt, ist daher bei Rückenschmerzen sehr sinnvoll.  


Eine interdisziplinäre Behandlung durch Orthopäden, Neurologen und Neurochirurgen ist oft notwendig, um sowohl strukturelle als auch neurologische und psychosomatische Komponenten optimal anzusprechen.

Diagnostik

Die Diagnose von Wirbelsäulenleiden beginnt meist mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Arzt die Krankengeschichte erfragt und körperliche Untersuchungen durchführt. Zu den gängigsten diagnostischen Maßnahmen zählen:

  • Röntgenaufnahmen: Zeigen Knochenveränderungen, Frakturen oder Fehlstellungen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Zeigt detaillierte Bilder von Weichteilen, wie Bandscheiben und Nerven, und ist besonders hilfreich bei der Diagnose von Bandscheibenvorfällen oder Tumoren.
  • Computertomographie (CT): Bietet Querschnittsbilder der Wirbelsäule und wird häufig bei Knochenproblemen eingesetzt.
  • Elektromyographie (EMG): Misst die elektrische Aktivität der Muskeln und Nerven und hilft bei der Diagnose von Nervenschädigungen.
  • Laboruntersuchungen: Bei Verdacht auf Infektionen oder entzündliche Erkrankungen wie Rheuma können Blutuntersuchungen sinnvoll sein.

Wir stützen Sie wo wir können!

Therapie

Die Therapie von Rückenmarkserkrankungen ist abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung. Die Behandlung von Rückenmarkserkrankungen erfordert häufig einen interdisziplinären Ansatz, bei dem Neurologen, Neurochirurgen, Physiotherapeuten und Schmerztherapeuten eng zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patienten zu erzielen. Auch psychologische und soziale Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden.


Die Rolle unserer Praxis ist es festzustellen, welcher Teil des Nervensystems bei einer Wirbelsäulenerkrankung beeinträchtigt wird und anschließend die Verschreibung von Medikamenten und Physiotherapien sowie Unterstützung bei dem oft komplexen Heilungsprozess. Hier einige der häufigsten Therapieansätze:



Medikamentöse Therapie:

  • Kortikosteroide: Diese werden häufig bei akuten Rückenmarksverletzungen oder Entzündungen (wie Myelitis) eingesetzt, um Schwellungen und Entzündungen zu reduzieren.
  • Immunsuppressiva und Immunmodulatoren: Bei autoimmunen Rückenmarkserkrankungen wie der Multiplen Sklerose werden Medikamente verwendet, die das Immunsystem zu regulieren und Entzündungen zu kontrollieren.
  • Plasmapherese und Immunadsorption: Diese Verfahren werden bei schweren autoimmunen Rückenmarkserkrankungen (wie bei der Neuromyelitis optica) eingesetzt, um schädliche Antikörper aus dem Blut zu entfernen.
  • Schmerztherapie: Neuropathische Schmerzen, die durch Schädigungen des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln entstehen, können mit Medikamenten wie Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin) oder Antidepressiva (z. B. Amitriptylin) behandelt werden.

Physiotherapie und Rehabilitation:

  • Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Beweglichkeit und Muskelkraft, insbesondere nach Verletzungen des Rückenmarks. Spezielle Übungen helfen, Muskeln zu stärken und Bewegungsabläufe zu verbessern.
  • Ergotherapie: Unterstützt Patienten bei der Wiedererlangung von Fähigkeiten im Alltag, besonders nach schweren neurologischen Beeinträchtigungen.
  • Sport: In der Prävention und Rehabilitation von Rückenleiden spielt auch allgemeiner Sport eine Schlüsselrolle.  Ein gezieltes Training der Rücken- und Bauchmuskulatur ist essenziell, um die Stabilität der Wirbelsäule zu gewährleisten und Rückenschmerzen vorzubeugen. Übungen zur Kraft und Flexibilität verbessern die Belastbarkeit der Wirbelsäule und reduzieren das Risiko von Verletzungen.

Chirurgische Eingriffe:

  • Bandscheibenoperation (Diskektomie): Bei Bandscheibenvorfällen wird das vorgefallene Bandscheibengewebe entfernt, das auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark drückt. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern und neurologische Ausfälle zu beheben.
  • Dekompression des Spinalkanals: Diese Operation zielt darauf ab, den verengten Spinalkanal zu erweitern, indem überschüssiges Knochen- oder Bindegewebe entfernt wird, das auf Nerven oder das Rückenmark drückt. Das entlastet die betroffenen Strukturen und verbessert Mobilität und Schmerzfreiheit.
  • Spondylodese (Wirbelversteifung): Instabile Wirbelsäulensegmente werden durch Schrauben und Stäbe stabilisiert und manchmal mit Knochensubstanz versteift, um eine dauerhafte Fusion der Wirbel zu erreichen. Dies wird bei Instabilitäten oder fortgeschrittenen degenerativen Erkrankungen eingesetzt.
  • Kyphoplastie/Vertebroplastie: Bei Wirbelkörperfrakturen, oft durch Osteoporose, wird Knochenzement in den betroffenen Wirbel injiziert, um ihn zu stabilisieren und Schmerzen zu lindern.
  • Tumorentfernung: Tumore, die Druck auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln ausüben, werden operativ entfernt, um neurologische Funktionen zu erhalten oder wiederherzustellen.
  • Wirbelsäulenkorrektur: Bei Fehlstellungen wie Skoliose wird die Wirbelsäule chirurgisch begradigt, um die Ausrichtung zu verbessern und Schmerzen oder Funktionsstörungen zu lindern.
  • Periradikuläre Therapie (PRT): Eine minimalinvasive Methode, bei der unter Bildgebung schmerz- und entzündungshemmende Medikamente direkt an die betroffene Nervenwurzel injiziert werden. Sie dient zur Linderung von Schmerzen bei Bandscheibenvorfällen oder Nervenreizungen und kann operative Eingriffe manchmal hinauszögern oder vermeiden.

Quellen
Continuum. Spinal Cord Disorders. February 2024, Volume 30, Issue 1

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Hilfe und Selbsthilfe

Deutsche Wirbelsäulengesellschaft

Selbsthilfe:

Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten
Der Querschnitt - Manfred Sauer Stiftung

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