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Zwang

Menschen mit Zwangsstörungen, leiden an wiederkehrenden Gedanken oder Verhaltensweisen, die sie kaum kontrollieren können, obwohl sie als unsinnig und unangenehm erlebt werden. Zwangsstörungen sind mit verschiedenen, hilfreichen Ansätzen behandelbar.

Wir helfen Ihnen nach Kräften, inneren Zwängen zu entkommen.

Begriffserklärung

  • Zwangsgedanken:
  • Angst vor Schmutz.
  • Zweifel an verschlossenen Türen.
  • ungewollte sexuelle oder gewalttätige Vorstellungen.
  • Zwangshandlungen:
  • Exzessives Händewaschen.
  • wiederholtes Tür- oder Herdkontrollieren.
  • Zählen in Mustern.
  • Zwanghafte Persönlichkeit:
  • starkes Bedürfnis nach Ordnung, Perfektionismus und Kontrolle, teils rigide Denk- und Verhaltensmuster.

„Mein Leben war voller schrecklicher Unglücke, von denen die meisten nie passierten.“ – Michel de Montaigne – französischer Philosoph


„Wenn du an einer Zwangsstörung leidest, musst du ihr nicht nachgeben. Du kannst dagegen ankämpfen. Du kannst sie herausfordern. Und du kannst sie besiegen.“ – Fred Penzel, Psychologe

Tricks bei inneren Zwängen

  • Versuchen, sich Schritt für Schritt den Ängsten zu stellen.
  • Sich bewusst mit angst- oder spannungsauslösenden Momenten konfrontieren – dies erfolgt auch im Rahmen gängiger Therapien.
  • Ziel ist einen Gewöhnungseffekt zu erzielen, wodurch das Überwältigungsgefühl abnimmt.
  • Zwangsrituale dienen der Beruhigung.
  • Diese Erkenntnis ist ein erster Baustein der Rückgewinnung von Selbstkontrolle.
  • Eine bewusste Behinderung von Zwangsritualen kann zeigen, dass Beruhigung auch auf andere Weise erreicht werden kann.
  • Zwanghafte Gedanken aus der Ferne beobachten und wieder vorüberziehen lassen.
  • Falls es nicht gleicht gelingt – machen Sie sich nicht fertig deswegen!
  • Es ist oft ein langer Weg, bei dem wir gerne helfen.

Krankheitsbild

Zwangsstörungen sind gekennzeichnet durch Zwangsgedanken und daraus resultierende Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind unerwünschte, belastende Gedanken, Bilder oder Impulse, die immer wieder auftauchen. Diese Gedanken können sehr störend sein und Angst oder Unbehagen auslösen. Zwangshandlungen sind Verhaltensweisen oder Rituale, die eine Person immer wieder ausführt, um die unangenehmen Gedanken zu beruhigen oder das Gefühl von Angst zu lindern.


Beispiele für Zwänge sind:


Kontrollzwänge: Die Person fühlt den Drang, immer wieder zu überprüfen, ob die Tür abgeschlossen ist, der Herd aus ist oder ob sie eine E-Mail richtig geschrieben hat.


Wasch- und Reinigungszwänge: Die Person hat Angst vor Schmutz oder Bakterien und wäscht sich deshalb ständig die Hände oder putzt obsessiv das Haus.


Zählzwänge: Das Zählen von Dingen oder die ständige Wiederholung von Zahlen wird zu einem Ritual, um Unbehagen zu lindern.


Für die Betroffenen fühlt sich eine Zwangsstörung wie ein ständiger innerer Druck an, Dinge zu tun oder zu denken, obwohl sie wissen, dass diese Handlungen oder Gedanken keinen rationalen Grund haben. Oft fühlen sie sich hilflos, weil die Zwänge so stark sind, dass sie diese nicht stoppen können, auch wenn sie es gerne würden. Dies kann zu großem Stress, Angst und Depressionen sowie Vermeidungsverhalten führen. Dies wiederum führt zu Schwierigkeiten in sozialen Kontakten, Beziehung und am Arbeitsplatz.


Zwangsstörungen können in jedem Alter auftreten, sind jedoch oft bereits im Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter erkennbar. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, und die Ursachen sind oft eine Mischung aus genetischen, biologischen und umfeldbedingten Faktoren wie Stress oder Traumata. In vielen Fällen treten Zwangsstörungen in Familien gehäuft auf.

Diagnostik

Die Diagnose einer Zwangsstörung wird im Gespräch durch ein genaues Erfassen der wahrgenommenen Probleme gestellt. Im Gespräch wird auch darauf geachtet ob häufig begleitende Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen vorliegen. In manchen Fällen ist auch eine weitergehende Diagnostik notwendig um mit einer Bildgebung des Kopfes oder Laboruntersuchungen Veränderungen des Gehirns auszuschließen.

Auch bei widrigen, schambehafteten Lebensumständen stehen wir Ihnen zur Seite!

Therapie

Mittlerweile stehen glücklicherweise vielfältige und wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.


Wir empfehlen eine frühe Kontaktaufnahme zu unserer Praxis um z.B. unerwünschten sozialen Problemen als Folge der Erkrankung vorzubeugen. Zwangsstörungen verlaufen unbehandelt fast immer chronisch, eine spontane Besserung ist selten. In unserer Praxis können regelmäßige ärztlich-unterstützende Gespräche geführt werden um die Zwänge und die Konsequenzen im Alltag zu reflektieren und ggf. wieder in gesündere Bahnen zu lenken. Einen besonderen Stellenwert in der Therapie hat die ambulante Psychotherapie als Gruppen- oder Einzeltherapie mit intensiver therapeutenbegleiteter Reizkonfrontation und Reaktionsmanagement. Hiermit erreichen etwa zwei Drittel der Patienten vereits eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden.


Sollte sich die Symptomatik unter der Psychotherapie nicht bessern oder nicht zur Verfügung stehen oder begleitend eine schwere Depression vorliegt, kann eine begleitende medikamentöse Therapie erwogen werden. Eingesetzt werden insbesondere Medikamente aus der Gruppe der Antidepressiva, welche insbesondere durch ihren Einfluss auf den Neurotransmitter Serotonin im Gehirn wirken. Dies ist insbesondere die Gruppe der selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer. Hierzu gehören Citalopram, Escitalopram, Fluvoaxmin, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin. Häufig werden sind höhere Dosen als in der Therapie einer Depression notwendig und die Wirkung tritt häufig erst nach 6-12 Wochen ein. Typische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Schlafstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, Durchfälle, Schwitzen und Kopfschmerzen.
Wir bemühen uns, gemeinsam ein Ihrer Situation angemessenes Präparat auszusuchen.


Bei schweren Zwangsstörungen kann eine stationäre oder tagesklinische Behandlung in einer psychiatrischen Klinik sinnvoll sein. Dort kann der Patient intensiver ärztlich und psychotherapeutisch betreut werden. Zudem kann die Medikation unter ärztlicher Überwachung gezielt eingestellt werden. Auch hierzu beraten wir Sie gerne.


Auch wenn das Ärgste ausgestanden ist, kann es sehr sinnvoll sein, regelmäßig zu Nachsorgeterminen zu kommen, um Rückfälle zu verhindern oder zumindest frühzeitig zu behandeln.

Quellen
Continuum. Behavioral Neurology and Psychiatry p. 1764-1784. December 2021, Vol.27


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