nach oben
M B

Nerv und Muskel

Das periphere Nervensystem ist ein Kabel-Netzwerk, welches die Informationen der Sinnesorgane dem Gehirn zuführt und dessen Befehle den Muskeln zur Ausführung meldet. An Engpassstellen können Nerven „einklemmen“. Erkranken mehrere Nerven gleichzeitig, liegt eine Polyneuropathie vor. Bei langsamer Leitung oder Störsignalen stehen wir als „Netzwerktechniker“ zu Ihrer Verfügung!

Taubheitsgefühle, stromschlagartige Schmerzen, zunehmende Schwäche? Nicht lange zögern, melden Sie sich bei uns!

Aufbau und Erkrankungen des peripheren Nervensystems:

  • Spinale Wurzel – Radikulopathien
  • Nervenplexus – Plexopathien
  • Nerven – Mononeuropathien, Polyneuropathien
  • Motorische Endplatte – Myasthenie
  • Muskel – Myopathien, Myositiden

„Von Schmerzen konnte man sich nur eines wünschen: dass sie aufhören. Nichts auf der Welt war so schlimm wie körperlicher Schmerz. Im Angesicht des Schmerzes gibt es keine Helden.“

– George Orwell – 1984



Vorsorge

  • Achten Sie auf Ihre Ernährung: Nehmen sie genug Vitamine zu sich?
  • Vorsicht bei Alkohol: gerade das tägliche „Feierabendbier“ kann über lange Zeiträume hinweg gesehen die Nerven schädigen. Qualität zu besonderen Anlässen ist besser als Quantität im Alltag.
  • Vermeiden sie einseitige Haltungen auf der Arbeit oder im Hobbybereich: Lockern sie regelmäßig ihre Muskeln und Gelenke.
  • Stärken sie ihre Muskeln aber übertreiben Sie es nicht beim Training!
  • Achten Sie auf eine aufrechte Haltung, einen geraden Gang und regelmäßige Dehnübungen, um geschmeidig zu bleiben.
  • Wer bereits eine Polyneuropathie hat, sollte gut auf seine Fußpflege achten.

Krankheitsbilder

Das Nervensystem ist in zwei Hauptbereiche aufgeteilt. Gehirn und Rückenmark, geschützt durch knöcherne Strukturen, werden als zentrales Nervensystem bezeichnet (ZNS). Alle anderen Anteile des Nervensystems werden als peripheres Nervensystem bezeichnet (PNS).


Im ZNS werden die Signale der Sinnesorgane empfangen und ausgewertet. Neurologen unterscheiden folgende Sinneseindrücke: Riechen (Nase), Sehen (Augen), Hören und Gleichgewicht (Innenohr), Geschmack (Zunge, Gaumen), Tastsinn (Haut) mit Temperatur- und Schmerzempfinden, Vibrations-, Lage- und Bewegungssinn (Sehnen, Muskeln), viszerale Wahrnehmung (Herz, Darm, andere Organe).


Basierend auf den Sinneseindrücken werden im ZNS Entscheidungen getroffen und als Befehl an die Muskulatur versendet, welche die Gedanken des ZNS in Aktionen des Körpers umsetzt.


Afferenzen sind die von den Sinnesorganen zum ZNS ziehende Nervenbahnen. Umgekehrt werden als Efferenzen die vom ZNS zur Muskulatur und zu den inneren Organen ziehende Bahnen bezeichnet. Die Afferenzen und Efferenzen laufen wie feine, mehr oder weniger stark isolierte Kabeldrähte zwischen der Muskulatur, den Knochen und den Blutgefäßen. Die Nervenbahnen zu den Muskeln werden somatische Nerven genannt, die zu den inneren Organen hingegen autonome Nerven, da die inneren Organe im Gegensatz zum Skelettmuskel auch ohne Signale „von oben“ autonom ihre Arbeit verrichten können – wenn auch mit eingeschränkter Effektivität.


Erkrankungen des Riechens, Sehens, Hörens, Gleichgewichts und Schmeckens werden im Artikel Schwindel, Hirnnervenerkrankungen zusammengefasst. Störungen der autonomen Nerven (z.B. der Kreislauf-, der Blasen- und Darmsteuerung) werden im Artikel Autonome Störungen behandelt.



Sensorische Störungen entstehen, wenn die Afferenz gestört ist. Typische Symptome sind:

  • Taubheit (Hypästhesie, Anästhesie).
  • Kribbeln (Parästhesien).
  • Neuropathische Schmerzen, oft „elektrisierend“ oder „brennend“ im Charakter.
  • Schmerz-Überempfindlichkeit (Hyperalgesie).
  • Insgesamt überreizte Empfindlichkeit, auch harmlose Berührungen werden schmerzhaft empfunden (Allodynie).


Motorische Störungen entstehen immer dann, wenn die Efferenzen oder die Muskulatur gestört werden:

  • Schwäche, Lähmungen (Paresen).
  • Krämpfe.
  • Faszikulationen.
  • Muskelschwund (Atrophie).


Es gibt ausgesprochen viele Erkrankungen des PNS, in diesem Artikel können sie daher nur grob überflogen werden. Sie alle haben bestimmte Muster, nach denen die o.g. Symptome auftreten.


Besonders häufige Erkrankungen des PNS:

  • Nervenwurzelerkrankungen, z.B. bei Bandscheibenvorfällen.
  • Erkrankungen einzelner Nerven (Mononeuropathien), z.B. durch Engpässe am Handgelenk (Karpaltunnelsyndrom) oder Ellbogen (Ulnarisrinnen-Syndrom).
  • Erkrankungen mehrerer Nerven (Polyneuropathien), am häufigsten im Rahmen von Diabetes mellitus, Vitaminmangelzuständen, häufigem Alkoholgenuss, nach Chemotherapien, bei Infektionen oder Entzündungen oder auch als erbliche Störung.
  • Erkrankungen der neuromuskulären Übertragung, besonders die Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis.
  • Erkrankungen des Muskels (z.B. Muskelentzündungen). Diese sind allerdings im Vergleich zu Erkrankungen des Nervs sehr viel seltener.

Diagnostik

Im ärztlichen Gespräch wird zunächst erfragt, welche Körperregionen bezüglich der Symptome betroffen sind. Der nächste Schritt ist die körperliche Untersuchung. Hierzu gehören das Anschauen und Betasten der betroffenen Körperregion. Teilweise kommen auch spezielle Instrumente zum Einsatz, etwa eine Stimmgabel zur Prüfung des Vibrationsempfindens oder ein Reflexhammer für das Beklopfen der Muskeln und Sehnen. Darüber hinaus werden Gangbild und Alltagsbewegungen beurteilt. Anhand der anatomischen Kenntnisse können hierdurch Vermutungen über die Lokalisation der Störung des Nervensystems aufgestellt werden.


Mit der Durchführung von neurophysiologischen Messungen werden diese Annahmen in unserer Praxis überprüft. Hierzu gehören insbesondere:


  • Elektroneurografie (ENG): Hier werden ein oder mehrere Nerven mittels kurzer elektrischer Signale gereizt. Es werden dann die Antwortlatenz des Muskels, die elektrische Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und die Amplitude der Summenaktionspotentiale gemessen.
  • Elektromyografie (EMG): Hier wird mittels einer sehr dünnen Nadel die elektrische Aktivität im ruhenden Muskel (Spontan-Aktivität) und bei unterschiedlich stark angespannten Muskeln (Muskel-Aktionspotentiale) gemessen. Bei der Einnahme von Marcumar oder anderen Blutverdünnern (Xarelto, Eliquis, Lixiana, Pradaxa) ist die Methode nicht zulässig. Bei ASS kann dagegen eine Elektromyographie durchgeführt werden.
  • Evozierte Potentiale: Über eine Stimulationselektrode in der Nähe eines sensiblen Nerven werden wiederholte elektrische Reize gesetzt. Als Messelektroden werden sehr feine Nädelchen an der Kopfhaut angebracht. Aufgezeichnet wird die elektrische Reaktion des Gehirns auf das Signal.

Teilweise sind auch bildgebende Verfahren notwendig (z.B. eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT)), ggf. sind Ultraschallverfahren indiziert. Hierzu erhalten Sie entsprechende Überweisungen.


Wichtig ist neben der Bestimmung der Lokalisation auch die Suche nach der Ursache der Beschwerden. Hier spielen vor allem Blut-Untersuchungen eine große Rolle. Die notwendigen Labortests werden prinzipiell in unserer Praxis durchgeführt. Wir bevorzugen jedoch eine Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt, um teure und unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden.


Zuweilen müssen die hier begonnenen neurophysiologischen Untersuchungen auch vertieft werden. Hierzu arbeiten wir eng mit den Ambulanzen der lokalen neurologischen Kliniken zusammen.

Immer neue Nuancen der Erkenntnis, ein immer stimmigeres Bauchgefühl: das bringt Erfahrung in der Medizin.

Therapie

Die Therapie richtet sich in erster Linie nach der Ursache:

  • Physikalische Maßnahmen: z.B. eine Schienung des Handgelenks beim Karpaltunnelsyndrom, des Ellbogens beim Ulnarisrinnensyndrom u.a.
  • Schmerzlinderung: Schmerzen und Missempfindungen lassen sich z.B. mit Hilfe von Medikamenten lindern, die auch gegen epileptische Anfälle helfen (z.B. Pregabalin, Gabapentin, Carbamazepin) oder gegen Depressionen helfen (z.B. Duloxetin, Amitriptylin).
  • Chirurgische Maßnahmen: in besonders schweren Fällen von Bandscheibenvorfällen oder Einklemmungssyndromen peripherer Nerven sind zuweilen auch chirurgische Maßnahmen notwendig. Wir überweisen sie entsprechend.
  • Physiotherapie, Rehasport: Durch regelmäßiges Training bleibt die Muskulatur erhalten. Auch können verlorene Funktionen wieder erlangt werden.

Bei der Behandlung versuchen wir stets, auch das seelische Empfinden mit zu berücksichtigen.

Sie möchten einen Termin vereinbaren? Wir haben ein offenes Ohr für Sie!

Termin vereinbaren

Infos und Selbsthilfe

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an nützlichen Informationen, die Ihnen helfen:

Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke
Deutsche Polyneuropathie Selbsthilfe e.V.
Deutsche Myasthenie-Gesellschaft

Downloads

Übungen zur Karpaltunnel-Prävention
Übungen zum Rückentraining
Übungen für bewegliche Gelenke bei Rheuma.